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Von: Dr. Adrian Gutteridge

Dr. Adrian Gutteridge ist Fisheries Assessment Manager mit Schwerpunkt Thunfischfang beim MSC. Er sorgt dafür, dass die unabhängigen Gutachter den MSC-Umweltstandard bei der Bewertung von Thunfisch Fischereien korrekt anwenden. 


Dr. Adrian Gutteridge, Thunfischspezialist und Fisheries Assessment Manager beim MSC, über den Einsatz von Lockbojen, den sogenannten Fish Aggregating Devices (FADs).

In den Diskussionen rund um das Thema Thunfisch und Nachhaltigkeit taucht immer wieder auch der Ruf nach Abschaffung der sogenannten Lockbojen, kurz FADs, auf. Diese Lockbojen haben sich in der Thunfisch Fischerei in tropischen Gewässern als gängige Praxis etabliert, werden aber nicht selten als unnachhaltig kritisiert. Dr. Gutteridge erläutert, was es mit dieser Fangmethode auf sich hat und warum der Einsatz von FADs nicht unbedingt gleichbedeutend mit „schlecht“ sein muss. Denn wichtig ist dabei vor allem das Zusammenspiel von Fischerei und Ökosystem.

Echter Bonito: Wird in der Regel an der Wasseroberfläche gefangen, mit Ringwaden oder Angelruten. Bei der Fischerei auf Echten Bonito werden häufig FADs eingesetzt, da der Echte Bonito sich besonders gerne in der Nähe von schwimmenden Objekten tummelt. Echter Bonito ist die Thunfischart, die am häufigsten in der Dose zu finden ist und macht mehr als die Hälfte der weltweiten Thunfischfänge aus.

Weißer Thunfisch: Größere Exemplare des Weißen Thunfischs halten sich tief im Wasser auf (vor allem in den Subtropen) und die Fischer setzen zum Fang deshalb in erster Linie Langleinen ein. Kleinere Exemplare hingegen werden außerhalb der tropischen Gewässer mit der Schleppangel nahe der Wasseroberfläche gefangen.

Gelbflossen Thunfisch: Kleinere Exemplare werden nahe an der Meeresoberfläche gefangen, wobei eine Vielzahl von Fanggeräten eingesetzt wird: Ringwaden, Angelruten oder - zum Fang größerer oder älterer Fische - Langleinen. Der Langleinenfang wird häufig frisch exportiert.

Großaugen Thunfisch: Größere und ältere Exemplare werden vor allem mit der Langleine gefangen, kleinere Fische hingegen werden an der Meeresoberfläche gefangen, unter anderem mit Angelruten oder Ringwaden.

 

Fangmethode Angelrute:

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Fangmethode Ringwade:

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Fangmethode Langleinen:

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Was ist eine Lockboje (FAD, Fischsammler)?

Lockbojen sind auf der Wasseroberfläche im offenen Ozean ausgesetzte künstliche Objekte, meist Bojen, Plattformen oder andere Holzkonstruktionen, an denen hängende Netze oder Seile befestigt sind. Pelagische Schwarmfische wie der Thunfisch – und hier vor allem der Echte Bonito – tummeln sich gern in der Nähe von solchen Objekten, weshalb FADs gezielt zum Thunfischfang eingesetzt werden. Werfen die Fischer ihre Netze oder Leinen in der Nähe von FADs aus, erhöhen sie ihre Chancen auf einen guten Fang. Es gibt am Meeresboden verankerte und freischwimmende FADs, letztere können mit Echolot ausgestattet sein, um den Fischern die Lokalisierung von Thunfischschwärmen zu erleichtern.

 

Was sind die Probleme beim Einsatz von FADs?

Der gezielte Einsatz von Lockbojen in der Thunfischfischerei ist jedoch umstritten, was vor allem an der Beifangproblematik liegt: Denn neben Thunfischen ziehen FADs auch andere Fischarten und Meerestiere, wie etwa Schildkröten oder Haie, an, die sich in den hängenden Netzen der FADs verfangen oder aber als unerwünschter Beifang in den Netzen der Fischer enden können.

Hoher unerwünschter Beifang in der Nähe von FADs ist ein Problem, das vor allem bei der Fischerei mit Ringwaden vorkommt. Da sich Tunfische gern in Schwärmen nahe der Oberfläche aufhalten, können sie mit Ringwaden gut gefangen werden: Das Netz, die Ringwade, wird vom Fangschiff aus ringförmig um den Fischschwarm ausgelegt, am unteren Ende zusammengezogen und verschlossen. Dabei können auch die anderen Meerstiere, die sich in der Nähe der FADs aufhalten, miteingeschlossen werden. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass auch zu viele junge Thunfische von den FADs angezogen werden und sich in den Netzen verfangen, was sich wiederum nachteilig auf die Gesundheit der Thunfischbestände auswirken kann.


Vom Problem zur Lösung

Bei allen möglichen Nachteilen: Es ist wichtig zu beachten, dass unterschiedliche Arten von FADs auch unterschiedliche Auswirkungen haben, und dass diese Auswirkungen auch davon abhängen, welche anderen Meerestiere im Fanggebiet leben, wie diese auf Lockbojen reagieren, und wie FADs eingesetzt werden.

Für viele Thunfisch-Fischereien, NGOs und die regionalen Fischereibehörden (Regional Fisheries Management Organisation, RFMO) steht die Entwicklung eines besseren FAD-Managements daher ganz oben auf der Agenda.

Ein Ansatz zur Beifangreduktion ist zum Beispiel der Einsatz von FADs ohne hängende Netze, um zu verhindern, dass sich Meerestiere in FADs verfangen. Selbes soll auch durch eine verpflichtende Begrenzung der Anzahl eingesetzter FADs bewirkt werden. Die Produktion von FADs aus biologisch abbaubaren Materialien wiederum verhindert, dass verlorene FADs die Meere verschmutzen und Tiere gefährden.

Fischereien unter der Lupe: Welche Rolle spielt der MSC?

Die Zertifizierung nach dem MSC-Standard basiert auf einer umfassenden Untersuchung der Umweltauswirkungen einer bestimmten Fischerei in einem bestimmten Ökosystem. Der MSC schließt weder FADs noch einzelne Fangmethoden pauschal von einer Zertifizierung aus, sondern nimmt jede Fischerei individuell unter die Lupe.

Der MSC-Standard stellt grundsätzlich strenge Anforderungen in Bezug auf Beifang, ganz gleich mit welcher Fangmethode gefischt wird. Das gilt auch für den Einsatz von FADs.

Die im November 2018 zertifizierte Ringwadenfischerei Echebastar im Indischen Ozean war die erste FAD-Fischerei überhaupt, die nach jahrelangen Verbesserungen an ihrer Fangmethode eine MSC-Zertifizierung erhalten konnte. Gleiches ist im Sommer 2022 sechs Fischereien des spanischen Fischereiunternehmes AGAC gelungen. 

Echebastar wie auch AGAC hatten ihren Beifang verringert, indem sie unter anderem die Anzahl der FADs reduzierten, nur FADs ohne herabhängende Netze verwenden und die rasche Freisetzung von beigefangenen Nicht-Zielarten gewährleisten. Eine hohe Beobachterrate an Bord der Fangschiffe (100% bei Echebastar, 62 bis 72% bei AGAC) garantiert eine gute Kontrolle der Beifangraten. Bei Zertifizierung haben sich die Fischereien zudem verpflichtet, in wissenschaftliche Forschung zu investieren, um die potenziellen Auswirkungen von FADs noch besser zu verstehen und zu reduzieren.

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