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Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) veröffentlicht alle zwei Jahre Zahlen der globalen Fischerei und Aquakultur. Der jüngste Bericht, erschienen im Juni 2024, schreibt alarmierende Rekordwerte und ist eine beunruhigende Lektüre in Hinblick auf die Zukunft der wertvollen Ressource Fisch und die biologische Vielfalt der Ozeane.

Überfischung auf Rekordniveau

Überfischung ist eine der größten Bedrohungen für unsere Meere. Auf dem Spiel stehen Artenvielfalt, marine Ökosysteme, Arbeitsplätze und nicht zuletzt die Ernährung von Millionen von Menschen. Ein Überblick über die Faktenlage:

Zustand der weltweiten Fischbestände

FAO_Entwicklung_Zustand_Bestaende_weltweit_1974_2021

Gewichtet nach ihrer biologischen Größe

37,7% der Meeresfischbestände sind überfischt, ein Trend, der sich weiter verschärft hat. Seit 2019 ist der Anteil der überfischten Bestände um 2,3 Prozentpunkte gestiegen - fast das Doppelte des Anstiegs im letzten Berichtszeitraum (2017-2019). Weitere 50,5% der Bestände sind maximal, aber nachhaltig genutzt. Nur 11,8% der Bestände haben noch Entwicklungspotenzial und sind „unternutzt“. Bei der Klassifizierung nach "biologischer Größe" werden alle analysierten Bestände gleich behandelt, unabhängig von ihrer Größe und der Fangmenge, die sie liefern.

Gewichtet nach ihrem Produktionsniveau

77% der weltweiten Anlandungen stammen 2021 aus biologisch nachhaltigen Beständen, was jedoch einen Rückgang um über 5 Prozentpunkte im Vergleich zu den Vorjahren darstellt. Der Vergleich, dass ein höherer Anteil der angelandeten Fische aus nachhaltigen Beständen stammt (77%) als der Anteil der biologisch nachhaltigen Bestände insgesamt (62,3%), zeigt, dass größere Bestände (die größere Fangmengen ermöglichen) im Durchschnitt häufiger innerhalb biologisch nachhaltiger Grenzen befischt werden als kleinere Bestände.

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Regionale Unterschiede

Gebiete mit den meisten nachhaltigen Beständen

Der östliche Zentralpazifik (Gebiet 77), der Nordostatlantik (Gebiet 27), der Nordostpazifik (Gebiet 67) und der Südwestpazifik (Gebiet 81) weisen den höchsten Prozentsatz an Beständen auf, die sich auf biologisch nachhaltigem Niveau befinden (84-76%).

Gebiete mit den wenigsten nachhaltigen Beständen

Die Gebiete mit den niedrigsten Werten sind: der östliche Mittelatlantik, der Nordwestpazifik, das Mittelmeer und Schwarze Meer und schließlich der Südostpazifik (Gebiet 87), wo sich nur 33,3% der Bestände im Jahr 2021 auf biologisch nachhaltigem Niveau befanden.

Dringender Handlungsbedarf

Die aktuellen FAO-Zahlen sind ein Weckruf! Vom UN-Ziel 14.4 „Beendigung der Überfischung“ entfernen wir uns immer weiter. Dennoch kennen wir die Lösungen und wissen, dass viele Fischereien, Unternehmen und Konsumenten bereit sind, sich zu engagieren.
Das MSC-Programm hat in den letzten 26 Jahren gezeigt, dass strenge Nachhaltigkeitskriterien, unabhängige Zertifizierungen und ein marktbasierter Ansatz zu messbaren Verbesserungen in den Meeren führen. MSC-zertifizierte Fischereien haben bereits beachtliche Fortschritte erzielt – von weniger Beifang über den Erhalt sensibler Meeresböden bis zur Ausweitung von Schutzgebieten, besseren Kontrollen und effektiverem Management.

Auch die FAO-Zahlen verdeutlichen, dass sich bei Arten mit wirksamem Management Verbesserungen bei der Bestandserholung zeigen. Diese erfolgreichen Praktiken müssen weltweit rigoros umgesetzt werden, um den Überfischungstrend aufzuhalten. Bleiben wir untätig, drohen dramatische Einbußen in der Produktivität der Fischerei und damit Nahrungsnotstände und Existenzbedrohungen für Millionen Menschen.

Die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos

Die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos

Über 500 Fischereien weltweit haben sich bislang nach dem MSC-Standard zertifizieren lassen und bewiesen, dass sie nachhaltig arbeiten und den von ihnen befischten Bestand sowie den Lebensraum Meer bewahren und Beifang minimieren. Gemeinsam fangen sie 16 Prozent der weltweiten marinen Fangmenge. Das ist ein großer Erfolg, zeigt aber auch, dass noch viel zu tun bleibt. Um global etwas zu verändern, müssen sich mehr Fischereien verpflichten, nachhaltig zu arbeiten.
FAO_welweite_Produktion_Fisch_Meeresfrüchte_2022
Die weltweite Produktion von Fisch und Meeresfrüchten erreichte 2022 einen neuen Rekord von 185,4 Millionen Tonnen. Zum ersten Mal in der Geschichte hat die Aquakultur die Fischerei als Hauptproduzent überholt. 51% der weltweiten Produktion (94,4 Millionen Tonnen) stammen aus der Aquakultur.

Weltweite Fischerei

Die weltweite Fischerei ist seit den späten 1980er Jahren stabil geblieben. Von den insgesamt 91 Mio. Tonnen wurden 11,3 Mio. im Binnenland und 79,7 Mio. im Meer gefangen. Trotz Aquakulturwachstum bleibt die Fischerei wichtig. In Meeresgebieten macht sie 69% der Produktion aus, während in Binnengewässern 84% aus der Aquakultur stammen.

welweite_Fangmenge_1950_2022_ohne_MSC

Fischfanggebiete

58% der Meeresfänge 2022 entfielen auf den Pazifik, 25% auf den Atlantik (1950 noch über 40%) und 15% auf den Indischen Ozean.

Fangnationen

China ist größter Fischfangproduzent mit 14,3% der weltweiten Fänge 2022. Indonesien, Indien, Peru, Russland, USA und Vietnam folgen, gemeinsam halten sie über 48% der globalen Fangmenge.

Meistgefangene Arten

Meistgefangene Arten

In der FAO-Datenbank sind Fänge von über 3.000 Arten verzeichnet. 85% der marinen Fangmenge (79,7 Mio. Tonnen) setzt sich aus Fischen zusammen, die verbleibenden 15% aus Krebstieren, Weichtieren und anderen wirbellosen Tieren. Seit 2010 bleiben die drei meistgefangenen Arten unverändert. Ihnen folgen der Atlantische Hering, Gelbflossenthunfisch, Europäische Sardine, Pazifische Makrele, Pazifische Sardine, Stöcker, Atlantische Makrele und Atlantischer Kabeljau.

Illegale, unregulierte und ungemeldete Fischerei (IUU)

Die illegale, unregulierte und ungemeldete Fischerei (IUU-Fischerei) ist weltweit eine der größten Bedrohungen für die Nachhaltigkeit der Fischbestände und die biologische Vielfalt der Meere. Dabei werden Fische und Meeresfrüchte mit unerlaubtem Fanggerät, zu Sperrzeiten oder in Sperrgebieten gefangen. Oder es werden Fische gefangen, für die die Fischer keine Lizenz haben oder mehr fangen als erlaubt ist. Der weltweite Fang aus IUU-Fischerei beträgt FAO-Schätzungen zufolge jährlich zwischen 11 bis zu 26 Millionen Tonnen Fisch. Das entspricht 12 bis 30% des weltweiten jährlichen legalen Fischfangs. Untersuchungen zeigen, dass die MSC-Zertifizierung und die dabei gewonnenen Daten wichtige Instrumente für Fischereimanager und Regierungen bei der Bekämpfung der IUU-Fischerei sind.

Arbeit und Lebensgrundlage für Millionen von Menschen

Im Jahr 2022 beschäftigte der primäre Sektor der Fischerei und Aquakultur rund 61,8 Millionen Menschen, davon:
Überfischung beenden und marine Ökosysteme erhalten, ist eine globale Herausforderung - die in den Ländern des Globalen Südens besonders dringlich ist. Millionen von Menschen sind hier für ihren Lebensunterhalt und ihre Ernährungssicherheit auf die Fischerei angewiesen. Die kleinskalige Fischerei, vor allem in Entwicklungsländern, liefert rund 40 % des weltweiten Fangs und mehr als 90 % der Arbeitsplätze in diesem Sektor. Angesichts des immer stärkeren Drucks auf die Fischbestände ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Menschen die Möglichkeit haben, diese nachhaltig zu bewirtschaften, und dass sie dabei unterstützt werden. Daher liegt ein Schwerpunkt der MSC- Arbeit auf der Unterstützung von Fischereien aus diesen Regionen. Wie der MSC kleinskalige Fischereien und Fischereien im Globalen Süden unterstützt.

Weltweiter Konsum

Der weltweite Fisch- und Meeresfrüchtekonsum ist seit 1961 fast doppelt so schnell gestiegen wie die Bevölkerung. Der durchschnittliche jährliche Verbrauchszuwachs von 3% ist höher als der aller Fleischsorten von Landtieren zusammen. 2022 erreichte der Pro-Kopf-Konsum von Fisch und Meeresfrüchten ein Rekordhoch von 20,7 kg. Um die Menschheit im Jahr 2050 mit Fisch und Meeresfrüchten zu versorgen, wäre ein Anstieg der Gesamtproduktionsmenge um 36 Millionen Tonnen (22%) erforderlich - bei gleichbleibendem Konsum. Ernährungstrends und Verstädterung könnten den Pro-Kopf-Konsum weiter erhöhen. Die FAO prognostiziert 21,3 kg pro Kopf bis 2032.

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Mehr Fisch durch mehr nachhaltige Fischerei

Wissenschaftler schätzen, dass durch ein weltweit nachhaltiges Fischerei-management jährlich 16 Millionen Tonnen mehr gefangen werden könnten, was den Proteinbedarf von 72 Millionen Menschen decken würde.