Der MSC betrachtet immer den Einzelfall und bewertet jede Fischerei individuell. Es ist wissenschaftlich nicht korrekt, dass alle Grundschleppnetze zerstörerisch sind, genauso wenig wie alle anderen Fangeräte (Stellnetze, Fallen, Reusen etc.) per se gut und nachhaltig sind. Grundschleppnetzfischereien, die das marine Habitat irreversibel schädigen, erhalten keine MSC-Zertifizierung.
Drei Grundsätze zur Schleppnetzfischerei
Nicht die Fangmethode selbst, sondern der Umgang damit und dessen Auswirkungen unterscheiden nachhaltige von nicht-nachhaltigen Grundschleppnetzfischereien.
- Einzelfallbetrachtung notwendig
- Grundschleppnetz ist nicht gleich Grundschleppnetz
- Pauschale Abwertungen helfen nicht
Die Grundsätze im Detail
Für die Bewertung der Nachhaltigkeit einer Fischerei macht es keinen Sinn, bestimmte Fanggeräte, wie zum Beispiel das Grundschleppnetz kategorisch auszuschließen. Durch die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten, Gebiete und Zielarten von Grundschleppnetzen unterscheiden sich auch deren Umwelteinflüsse erheblich. Die unabhängigen Gutachter bewerten anhand des MSC-Standards für jede Fischerei individuell, ob sie nachhaltig arbeitet oder nicht. Tatsächlich richtet schon der einmalige Einsatz eines Grundschleppnetzes auf Korallen einen Schaden an, der erst in vielen Tausend Jahren wieder heilt. In Gebieten, die generell stark von Strömungen und/oder Gezeiten beeinflusst sind und in denen natürliche Bodenumwälzungen stattfinden, wie z.B. im Ärmelkanal, in dem der Tidenstrom zweimal am Tag gewaltige Sandmengen umbettet, sind die Auswirkungen eines Grundschleppnetzes geringer und meist nur temporär.
Grundschleppnetze unterscheiden sich je nach Zielart erheblich. Das sogenannte Grundtau ist mit Gummischeiben, Rollen oder Stahlkugeln ausgestattet, die leichter oder schwerer sind und dementsprechend unterschiedliche Auswirkungen auf den Meeresboden haben. In der Regel hat das Grundschleppnetz Bodenkontakt, es gibt aber auch Zielarten, die mit Grundschleppnetzen gefangen werden, die aber deutlich über dem Meeresboden schwimmen, z.B. Seelachs in der Nordsee. Bei dieser Fischerei werden die Netze entsprechend getakelt und können mit geringer oder gelegentlicher Grundberührung eingesetzt werden, der negative Einfluss auf den Meeresboden kann dadurch minimiert werden.
Im Gegenteil: Sie verbauen kreative, angepasste Lösungen. 25 Prozent des weltweiten Fangs werden mit Grundschleppnetzfischereien gefangen. Für bodennah lebende Fische wie Kabeljau oder Seelachs gibt es aktuell keine alternativen Fangmethoden, die genauso effektiv und selektiv fischen. Langleinen beispielsweise, die manchmal als ökologischere Alternative dargestellt werden, haben weniger Einfluss auf den Meeresboden, können aber hohe Mengen an Beifang verursachen. Unserer Meinung nach ist es zielführender, allen Fischereien Anreize zu setzen, ihre Auswirkungen auf die Meere zu minimieren. Fischereien im MSC-Programm arbeiten kontinuierlich daran,
ihre Nachhaltigkeit zu verbessern – unter anderem durch Änderungen am Fanggeschirr und durch die Unterstützung wissenschaftlicher Forschung. Mit dem Ocean Stewardship Fund unterstützt der MSC z.B. auch Projekte weltweit, die Grundschleppnetzfischereien bei der Minimierung ihrer Auswirkungen auf das marine Ökosystem finanziell unterstützen, wie z.B. das
WWF-Projekt gemeinsam mit der Tiefseegarnelenfischerei in Indien.
MSC-zertifizierter nachhaltiger Schollenfang
MSC-zertifizierter nachhaltiger Schollenfang
Mehr zum MSC und seinen Erfolgen:
Mehr als 200 Wissenschaftlerinnen sowie Expertinnen und Entscheidungsträgerinnen aus Fischerei, Industrie und Umweltschutz entwickelten zusammen den MSC Umweltstandard.
Als gemeinnützige Organisation zum Schutz der Meere und Fischbestände will der MSC die weltweite Fischerei durch ein Zertifizierungsprogramm in nachhaltigere Bahnen lenken.
Unsere FAQs geben Dir Antworten zu nachhaltiger Fischerei, Fangmethoden wie Grundschleppnetzen, befischten Arten wie Thunfisch, Lachs sowie zu beigegefangenen Arten wie Delfin oder Hai