Fidschi ohne Fischfang? Kaum vorstellbar. In dem südpazifischen Inselreich ist der Thunfischfang für viele Menschen eine enorm wichtige Einkommensquelle. Hier wird der Thunfisch mit Langleinen gefangen, die versehentlich unerwünschte Arten fangen können (Beifang). Die Langleinen-Thunfischfischerei vor Fidschi ist führend bei der Reduzierung des Beifangs in der Langleinenfischerei.
Die Fischerei auf einen Blick
Arten:
Weißer Thun (Thunnus alalunga)
Gelbflossenthunfisch (Thunnus albacares)
Fanggerät:
Langleinen
Fanggebiet:
Östlicher Pazifischer Ozean (FAO-Gebiet 77)
Westlicher Pazifischer Ozean (FAO-Gebiet 71)
Fakten zur Langleinen-Thunfischfischerei vor Fidschi
Die "Fiji albacore tuna longline"-Fischerei (seit 2012 MSC-zertifiziert) begann Anfang der 1980er Jahre. Sie macht 65 % des nationalen Thunfischfangs auf Fidschi aus und ist für die Inselnation von hoher wirtschaftlicher Bedeutung.
Aktuell sind die meisten Langleinenschiffe, die von Fidschi aus operieren, über 21 Meter lang und bleiben etwa drei Wochen auf See. Die kleineren Schiffe (<20m) operieren in Fidschis Archipelgewässern mit einer durchschnittlichen Reisedauer von neun Tagen.
Bei der Langleinenfischerei wird von einer großen Rolle eine Hauptschnur ausgesetzt, welche in regelmäßigen Abständen mit Köderhaken und Schwimmern versehen ist. Die Schwimmer halten die Hauptleitung in der Wassersäule in einer Tiefe von etwa 300-400 Metern, um Weißen Thun zu fangen.
© Solander
“Wir sind die erste Thunfischfischerei im Pazifik, die ihre Produkte mit einer komplett rückverfolgbaren Lieferkette direkt nach Europa verkauft.”
Solander
Verbesserungen in der Langleinen-Thunfischfischerei
Haie, Logbücher und Kunststofffasern
Als die Fischerei sich auf ihre erste MSC-Bewertung im Jahr 2011 vorbereitete, hatte sie ein Problem mit dem Hai-Beifang. Die Fischerei begann jedoch sofort mit Maßnahmen, um die Auswirkungen auf verschiedene Haifischarten zu reduzieren.
Teile der Angelschnüre werden üblicherweise aus Stahl hergestellt, um zu verhindern, dass Fische die Schnur abbeißen. Leider ist es wahrscheinlicher, dass Haie versehentlich gefangen werden, wenn Fischer diese Stahlseile nutzen. Um dieses Problem zu lösen, wechselte die Fischerei auf Leinen, die aus einer einzelnen Kunststofffaser bestehen. Diese können Haie durchbeißen, um zu entkommen.
Die Fischerei hat sich auch verpflichtet, die Informationen über den Beifang zu verbessern, indem sie von den Schiffen verlangt, dass alle Interaktionen mit Haien in Logbücher eingetragen werden. Die Fangschiffe fischen heute in tieferen Gewässern, wo sie seltener auf Haie treffen. Die Fischerei verfeinert auch die Vorschriften zur Kontrolle der Bewirtschaftungsregeln und Managementmaßnahmen zum Schutz gefährdeter Haiarten.
Gelbflossenthunfisch
Schutz von Schildkröten und Seevögeln
Die Fischerei verwendet Rundhaken an ihren Fangleinen. Es hat sich gezeigt, dass Rundhaken den unbeabsichtigten Fang anderer Arten wie Meeresschildkröten reduzieren: Der Beifang von Schildkröten und Seevögeln ist extrem gering, und die gesamte Besatzung an Bord der Schiffe ist ausgebildet und ausgerüstet, um Schildkröten wieder lebendig freizulassen.
Als Voraussetzung für die Zertifizierung wurde ein Berichtssystem eingeführt, das alle Interaktionen mit Schildkröten und Seevögeln erfasst. Auf diese Weise können die Manager mögliche negative Auswirkungen auf gefährdete, bedrohte oder geschützte Arten ermitteln und eine umfassende Strategie zu deren Bewältigung entwickeln.
Unabhängige Beobachter
Die Mitfahrt unabhängiger Beobachter auf Fischereischiffen ist ein wichtiger Bestandteil eines guten Fischereimanagements. Beobachter registrieren Fang und Beifang. Seit der MSC-Zertifizierung im Jahr 2012 hat die Langleinen-Thunfischfischerei in Fidschi ihre Beobachterabdeckung deutlich erhöht. Im Jahr 2017 nahmen Beobachter an 62% der Fahrten der MSC-zertifizierten Schiffe der Fischerei teil. Die Fischerei nutzt auch elektronische Überwachungssysteme und hat auf 50 Schiffen Kameras an Board installiert.
Die Fiji Maritime Academy hat im Rahmen des "Deckhand Fishing and Offshore Skipper"- Programms ein Trainingsmodul zur Reduzierung des Beifangs eingeführt. Im April 2019 haben die ersten Studenten ihren Abschluss gemacht und sammeln nun auf See praktische Erfahrungen an Bord von Fischereifahrzeugen.
Absolventen der Fidschi Maritime Academy, die in der Reduzierung von Beifängen auf Langleinenschiffen ausgebildet sind © Fidschi Nationale Universität (FNU)
Weitergehende Verpflichtungen
Auf der Ozeankonferenz der Vereinten Nationen 2017 verpflichtete sich die Fiji Fishing Industry Association, 75% der Langleinen-Thunfischfangboote zertifizieren zu lassen. Anfang 2019 verstärkte Fidschi sein Engagement für eine nachhaltige Fischerei durch den Beitritt zum "Port State Measures Agreement" zur Verhinderung, Bekämpfung und Unterbindung der illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten Fischerei. Mit einem guten Management und einem Engagement für Nachhaltigkeit können die Fischer auf Fidschi weiterhin Thunfisch fangen und ihre Auswirkungen auf andere Meereslebewesen verringern.
Langleinen-Thunfischfischerei in Fidschi
Thunfischfischerei: die Zielart
Weißer Thun (Albacore) ist eine weit wandernde pelagische Fischart, die in den tropischen und subtropischen Ozeanen der Welt zu finden ist. Weißer Thun wird relativ früh geschlechtsreif, mit etwa sechs Jahren, und hat eine moderate Lebenserwartung von etwa 10-12 Jahren. Diese Thunfischart produziert auch viele Eier auf einmal - etwa 2,6 Millionen pro Laichvorgang. Der Weiße Thunfisch im Südpazifik bildet einen eigenständigen Bestand. Seine Bestandssituation ist gesund.
Weitere Informationen zum Thunfisch gibt's hier: Thunfisch im Fisch-ABC
Thunfisch im Fisch-ABC
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