Die deutsche Seelachsfischerei (Kutterfisch-Zentrale GmbH/Erzeugergemeinschaft der Nord– und Ostseefischer GmbH, Cuxhaven) in der Nordsee war die erste deutsche Fischerei, die eine MSC-Zertifizierung erhielt, das war 2008. Mittlerweile ist sie zweimal rezertifiziert worden. Ein schöner Beleg, dass Fischfang auch im großen Stil verantwortungsbewusst und nachhaltig funktionieren kann. Kutterfisch ist einer der größten heimischen Erzeuger und Verarbeiter von Nordseefisch.
Die Fischerei auf einen Blick
Art:
Seelachs (Pollachius virens)
Fanggerät:
Schleppnetze, Grundscherbrettnetze
Fanggebiet:
Nordostatlantik (FAO-Gebiet 27)
Fakten zur Kutterfisch Seelachsfischerei
Die Kutterfisch-Zentrale GmbH ist die größte Erzeugergemeinschaft der Kleinen Hochseefischerei in Deutschland mit zehn Schiffsgesellschaften und Sitz in Cuxhaven. Von den 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fahren 60 als Fischer zur See. Auf zehn eigenen Kuttern steuern die Mannschaften hauptsächlich die mittlere Nordsee und die gesamte Ostsee an.
Um die Erst-Zertifizierung im Jahr 2008 zu gewährleisten, hatte die Fischerei folgende Schritte unternommen:
- Neue leichte, verstellbare Scherbretter minimieren die Auswirkungen auf den Meeresboden
- Netze aus leichtem Garn reduzieren den Kraftstoffverbrauch (20-30% Ersparnis), wenig Gewicht schont den Meeresboden
- Verwendung von Netzen, deren Maschenweiten größer sind, als von der EU vorgeschrieben, sodass kleinere Fische und Jungtiere entweichen können (die Maschenweite von 125 mm ist 25% größer als das gesetzliche Minimum)
- Kontinuierliches Engagement für die weitere Verbesserung der Umweltverträglichkeit
- Um Seelachs zu fangen, schleppt Kutterfisch seine Netze mit Rollengeschirren ausschließlich über steinigen Boden. Dabei werden seit Jahrzehnten die gleichen Routen befahren, sodass der Schaden am Meeresgrund so gering wie möglich gehalten wird
An Bord der MSC-zertifizierten Seelachsfischerei »Kutterfisch«
8,000t
Seelachs fängt die zertifizierte Fischerei jährlich
Die gängigen Fangmethoden für Seelachs sind pelagische Scherbrettnetze, Grundscherbrettnetze, Ringwaden, Stellnetze und Langleinen. Auch manche MSC-zertifizierten Seelachsfischereien arbeiten mit Grundscherbrettnetzen, so etwa Kutterfisch. Dabei müssen die Fischereien darauf achten, ihren Einfluss auf das Meeresökosystem möglichst gering zu halten und nachhaltig zu verbessern. Maßnahmen sind Vorgaben zu Maschengrößen, um Beifang zu verhindern und Sperrungen von Fanggebieten für bestimmte Fangmethoden und in Schonzeiten.
Für den Seelachsfang schreibt die EU Maschenweiten von 100 Millimeter vor, Kutterfisch verwendet 125 Millimeter.
Verbesserungen in der Seelachsfischerei
Vertrauen ist gut, wiederholte Kontrolle ist besser
Hintergrund dieser Maßnahmen: MSC-zertifizierte Fischereien müssen fünf Jahre nach erfolgter Zertifizierung das gesamte Bewertungsverfahren neu durchlaufen, um sicherzustellen, dass sie den MSC-Anforderungen noch gerecht werden und sich weiterhin wo nötig verbessern. Als Grundlage für die Verbesserungen dienen Aktionspläne, deren Umsetzung jährlich überprüft wird. Auch Kutterfisch hatte bei ihrer ersten Zertifizierung im Jahr 2008 einen solchen Aktionsplan erarbeitet, um die geforderten Verbesserungen zu erzielen.
Der Aktionsplan der Seelachsfischerei adressierte unter anderem ihren Kabeljaubeifang. Offiziell hat die Seelachsfischerei eine Kabeljauquote von zehn Prozent des Gesamtfangs, die sie legal anlanden und verkaufen darf. Eine Zertifizierungsauflage verlangte jedoch, den Kabeljaubeifang auf unter fünf Prozent zu senken, da der Kabeljaubestand in der Nordsee zum Zeitpunkt der Zertifizierung in einem schlechten Zustand war. „Diese Auflage hat der Zertifizierer uns sozusagen ins Stammbuch geschrieben, und wir haben sie erfüllt. Dank Änderungen am Fanggerät“, erklärt Kai-Arne Schmidt, Geschäftsführer von Kutterfisch. Heute hat die Fischerei eine Beifangquote von lediglich zwei Prozent.
Beifang: Schlaue Netze für den Kabeljau
Kutterfisch setzt sogenannte semipelagische Grundscherbrettnetze ein, die durch ihr leichteres Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Grundscherbrettnetzen den Boden weniger oft berühren. Dadurch wird nicht nur der Meeresboden geschont, auch dem Kabeljau gefallen diese neuen Netze: Anders als der Seelachs, der zur Seite flieht, taucht der Kabeljau nach unten ab, wenn er sich bedroht fühlt.
Weil das Netz den Boden seltener berührt, kann der Kabeljau meist darunter hinwegtauchen und entkommen. Zusätzlich erleichtern sehr weite Maschen im Vorgeschirr des Netzes dem Kabeljau die Flucht.
“Obwohl auf unseren Schiffen auf See und an Land jährlich insgesamt etwa 2.000 Kontrollen durchgeführt und sogar 90 Prozent unserer angelandeten Fänge durch Fischereibehörden überprüft werden, sprechen wir uns für noch strengere Kontrollen und härtere Strafen innerhalb der europäischen Meere aus.”
Erzeugergemeinschaft der Hochsee- und Kutterfischer GmbH in Cuxhaven
Seelachsfischerei: die Zielart
Anders als der Name vermuten lässt, ist der Seelachs (Pollachius virens) nicht mit den Lachsen verwandt, sondern gehört zur Familie der Dorsche und ist ein naher Verwandter des Kabeljaus. Er wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts Köhler oder Kohlfisch genannt. Unter diesem Namen ist er Fischern und Fischexperten auch heute noch bekannt.
Seelachse sind Räuber und ernähren sich von anderen Fischen. Ausgewachsene Tiere machen am liebsten Jagd auf kleinere Schwarmfische wie Heringe, Makrelen, Sprotten und ähnliche Arten. Jungtiere ernähren sich vorwiegend von Fischlaich und Krebstieren.
Sie bewegen sich freischwimmend im offenen Meer. Sie werden verhältnismäßig groß und alt, was auch bedeutet, dass sie langsam wachsen und erst spät geschlechtsreif werden. Um Seelachs nachhaltig befischen zu können muss darauf geachtet werden, dass nur ausgewachsene Fische gefangen werden, um die Bestände nicht in Gefahr zu bringen. Seelachs gilt in Europa als nicht gefährdet.
Weitere Informationen zum Seelachs gibt's hier: Seelachs im Fisch-ABC
Seelachs im Fisch-ABC
Das könnte Dich auch interessieren
Zurück zur Übersicht
Erfahre mehr über unsere zertifizierten Fischereien auf der ganzen Welt.
Heringsfischerei in der Nordsee
Die MSC-Zertifizierung schafft die Grundlage für den langfristigen Schutz des Heringsbestandes und des marinen Ökosystems in der Nordsee.
Krabbenfischerei im Wattenmeer
Die drei-Länder-Flotte erhielt 2017 das MSC-Zertifikat für nachhaltige Fischerei.