Die deutschen, niederländischen und dänischen Nordseekrabbenfischer erhielten gemeinsam das MSC-Zertifikat für nachhaltige Fischerei. Erstmals in ihrer jahrhundertelangen Geschichte akzeptieren die Krabbenfischer der drei Länder umfassende Regeln und Kontrollmechanismen für ihre Fischereitätigkeit. Die MSC-Zertifizierung schafft so die Grundlage für den langfristigen Schutz des Nordseekrabbenbestandes und den sorgsamen Umgang mit dem Ökosystem Wattenmeer.
Die Fischerei auf einen Blick
Art:
Nordseegarnele,
umgangssprachlich Nordseekrabbe (Crangon crangon)
Fanggerät:
Baumkurren
Fanggebiet:
Nordostatlantik (FAO-Gebiet 27)
Fakten zur Nordseekrabbenfischerei
Im Jahr 2015 beschlossen die niederländische genossenschaftliche Fischereiorganisation (CVO), die MSC GbR aus Deutschland und die dänische Fischer-Produzenten-Organisation (DFPO), sich zusammenzuschließen, um sich gemeinsam der Prüfung für das MSC-Siegel zu unterziehen. Die 3-Länder-Fischerei wurde im Dezember 2017 als nachhaltig zertifiziert. Fische aus diesen Organisationen werden in vielen Häfen entlang der gesamten dänischen, deutschen und niederländischen Küste angelandet, von Breskens bis Esbjerg.
Die Küstenfischerei gilt als die älteste Form der Meeresnutzung, die Krabbenfischerei als eine der ältesten Kulturtechniken der Nordseefischerei.
Ihrem Wert nach ist die Nordseekrabbe Crangon crangon mittlerweile die wichtigste Zielart der deutschen Fischerei, in den Niederlanden und Dänemark ist ihre Bedeutung ähnlich groß. 90 Prozent der in Deutschland gefischten Krabben gehen vom Hafen direkt an den niederländischen Großhandel.
30,000 Tonnen Nordseekrabben fängt die zertifizierte 3-Länder-Flotte jährlich mit insgesamt 404 Krabbenkuttern.
Nahezu das gesamte Nordseeküstenmeer ist seit den 1980er Jahren Nationalparkgebiet. 40–45% der Nationalparkfläche werden von den Krabbenfischern befischt. Bei Nationalparkgründung haben Wissenschaftler den Einfluss der Krabbenfischerei auf das Ökosystem eingehend untersucht und für akzeptabel erklärt. Umweltorganisationen sahen dies kritisch. Im Zuge des MSC-Zertifizierungsprozesses näherten sich Krabbenfischer und Umweltschützer nun an. Um das MSC-Siegel zu bekommen, mussten die Krabbenfischer den ersten Fischereimanagementplan ihrer Geschichte aufstellen. Darin verpflichten sie sich, ihren Einfluss auf das ÖkosystemWattenmeer zu verringern und auf Veränderungen im Ökosystem schnell und angemessen zu reagieren.
30,000t
Nordseekrabben fängt die zertifizierte 3-Länder-Flotte jährlich
Verbesserungen in der Nordseekrabbenfischerei
Management
Die Fischerei auf Nordseegarnelen ist gesetzlich kaum reguliert. Es ist eine der wenigen Arten, für die es keine von der EU vorgegebenen Höchstfangmengen gibt. Im Zuge der MSC-Zertifizierung der Nordseekrabbenfischerei in Deutschland, den Niederlanden und Dänemark wurde von der Fischerei ein freiwilliger Bewirtschaftungsplan erarbeitet. Dieser enthält zur Bewirtschaftung der Krabbenbestände unter anderem Aufwandsbeschränkungen für die Fischer. Außerdem sieht er die sukzessive Erweiterung der Maschengrößen vor, um die Beifangmengen zu reduzieren, und der Einsatz von Pulsbaumkurren (Fanggeschirr mit elektrischen Pulsen, auch Elektrokurre genannt) wird ausgeschlossen.
Beifang
Die zertifizierten Krabbenfischer verwenden sogenannte Siebnetze mit integrierten „Fluchtschleusen“, damit Fische, die ungewollt im Netz landen, wieder herausschwimmen können. Sollte dennoch Beifang im Netz bleiben, kann dieser dank moderner Sortiermaschinen anschließend größtenteils lebendig ins Meer zurückgeworfen werden. Die Bestandsgrößen der beigefangenen Arten sind derzeit gesund. Damit dies so bleibt, verpflichtet sich die Fischerei, ihre Maßnahmen zur Vermeidung von Beifang weiter auszubauen.
Netze mit „Fluchtschleusen“ für beigefangene Fische.
Habitatschutz
Die MSC-zertifizierten Nordseekrabbenfischer fischen ausschließlich auf unempfindlichen, von den Gezeiten regelmäßig aufgewühlten Sand- oder Schlickböden. Sie befischen keine Böden, auf denen Korallen, Muschelbänke, Seegras oder andere festsitzenden Lebewesen siedeln oder auf denen es Riffe gibt.
Gesunde Bestandsgröße
Der Nordseekrabbenbestand hat eine gesunde Größe, die jedoch natürlichen Schwankungen unterliegen kann. Durch Maßnahmen wie der sofortigen Verkürzung der Fangzeiten bei rückläufiger Bestandsgröße oder der Vergrößerung der Netzmaschen, um keine Jungkrabben mitzufangen, stellen die zertifizierten Fischer sicher, dass der Bestand seine gesunde Größe auch in Zukunft behält.
Zertifizierung mit Auflagen: Es gibt noch viel zu tun
- Die Wirksamkeit der Fischereimaßnahmen zum Schutz des Krabbenbestandes im Wattenmeer muss regelmäßig von unabhängigen Gutachtern überwacht und geprüft werden. Wissenschaftler der Universität Hamburg begleiten den Prozess.
- Um Beifang umfassend zu dokumentieren, muss die Fischerei jährlich Fangprotokolle vorlegen. Die Anzahl der Fangproben wird erhöht, damit auch über das Vorkommen seltener Arten, wir etwa Rochen oder Haie, aussagekräftige Bestandsdaten gesammelt werden können.
- Ein deutsch-dänisches Forschungsprojekt des Thünen Instituts wird den Habitat-Einfluss der Krabbenfischerei weiter untersuchen. Die Fischer verpflichten sich, den daraus abgeleiteten Empfehlungen der Wissenschaft zu folgen und ggf. nötige Konsequenzen, wie z.B. die Schließung bestimmter Nationalparkgebiete für die Fischerei, mitzutragen.
Krabbenfischerei: ein transnationaler Pakt
Wenn Nils Sander von "Erfahrung" spricht, meint er den Wissensschatz seiner gesamten Familie, die seit jeher von der Fischerei lebt.
Nordseekrabbenfischerei: die Zielart
Die Nordseekrabbe (Crangon crangon) heißt eigentlich Nordsee- oder Sandgarnele und ist gar keine Krabbe. Diesen Beinamen hat sie aus der Küchensprache. Sie ist auch unter den Namen Granat, Krevette, Porren oder Knat bekannt.
Die Farbe der Nordseegarnele ist grau-braun. Deswegen werden sie im Französischen „crevette grise“, im Englischen „brown shrimp“ genannt. Erst im gekochten Zustand bekommt das Fleisch die typische blassrosa bis rötliche Färbung.
Der Lebensraum der Nordseekrabbe ist der gesamte Nordostatlantik, die Ostsee und natürlich die Nordseeküste vor Belgien, Holland, Deutschland und Dänemark. Dort leben sie bevorzugt in Buchten mit relativ seichten Wassertiefen von durchschnittlich 20 Metern.
Weitere Informationen zur Nordseekrabbe gibt's hier: Nordseekrabbe im Fisch-ABC
Nordseekrabbe im Fisch-ABC
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