UN-Gipfel zur Biodiversität
Die Bilanz des 5. Global Biodiversity Outlook (GBO), der am 15. September von den Vereinten Nationen als umfangreicher Bericht veröffentlicht wurde, ist ernüchternd und besorgniserregend zugleich: Keines der 20 sogenannten Aichi-Ziele, den Biodiversitätsverlust weltweit aufzuhalten, wurde vollständig erreicht. Dabei hatten sich die Vertragsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention vor zehn Jahren so viel vorgenommen.
Die nächste Gelegenheit, sich auf höchster Ebene direkt dazu auszutauschen, lässt nicht lange auf sich warten: Bereits am 30. September findet in New York im Rahmen der UN-Vollversammlung ein Biodiversitätsgipfel statt.
Trotz der insgesamt negativen Bilanz verzeichnet der UN-Bericht aber auch Fortschritte, die es nun fortzuführen gilt – etwa im Bereich Artenvielfalt in den Meeren: Dort nämlich, wo ein effektives Fischereimanagement eingeführt wurde (mit robusten wissenschaftlichen Bestandsanalysen, Fangbeschränkungen und einer effektiven Überwachung), wurden Fischbestände und marine Ökosysteme erhalten und zuvor erschöpfte Bestände wieder aufgebaut.
Der Bericht hebt auch hervor, dass der Marine Stewardship Council (MSC) zu diesem Fortschritt beigetragen hat: Die Fangmengen durch MSC-zertifizierte Fischereien haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt, heißt es in dem Biodiversitätsbericht. Heute werden mehr als 17 Prozent der jährlich wild gefangenen Fische und Meeresfrüchte (in Tonnen) nach MSC-Nachhaltigkeitsanforderungen gefangen, dafür sorgen 400 zertifizierte Fischereien in aller Welt, die Fischbestände nachhaltig befischen und dafür sorgen, dass marine Ökosysteme, gefährdete Arten und Lebensräume erhalten bleiben.
Und doch: Obwohl beträchtliche Fortschritte erzielt wurden, sind laut Daten aus dem jüngsten SOFIA-Bericht der UN-Welternährungsorganisation FAO noch immer mehr als 34 Prozent der Fischbestände überfischt. Traurigerweise ist dieser Anteil höher als vor zehn Jahren. Es muss also noch viel mehr getan werden, damit alle Fischereien auf nachhaltigem Niveau agieren können.
Stefanie Kirse, Leiterin des MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz: „Corona hat für die Welt den Pausenknopf gedrückt – die Pandemie hat uns dazu gebracht, unser Verhältnis zur Natur neu zu bewerten. Jetzt sollten wir das Bestmögliche daraus machen.“
„Darum unser Appell an die Vertreter des Gipfeltreffens am 30. September: Wir haben bereits viel erreicht, aber jetzt ist es an der Zeit, unsere Anstrengungen zu verdoppeln, um der Überfischung und ihren negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt ein Ende zu setzen. Wir brauchen ambitionierte Ziele, aber auch deren konsequente Umsetzung!“, so Kirse weiter.
„MSC-zertifizierte Fischereien zeigen, dass es möglich ist, produktiv und rentabel zu sein und dabei gleichzeitig gesunde Fischbestände zu erhalten und die Auswirkungen auf die Meeresökosysteme zu minimieren“, sagt Stefanie Kirse (MSC).