Die „Guter Fisch Liste“ der Verbraucherzentrale soll den Verbrauchern und Verbraucherinnen eine Orientierung für einen verantwortungsvollen Fischeinkauf bieten. Sie reiht sich ein in die Empfehlungen weiterer Organisationen, die ebenfalls Ratgeber und Listen für den Fischeinkauf veröffentlichen – oft jedoch uneinheitlich oder gar widersprüchlich. Kein Wunder, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten beim Thema Fisch und Nachhaltigkeit resignieren. Nach Ansicht des Marine Stewardship Council (MSC) wäre den Meeren und VerbraucherInnen mehr geholfen, wenn sich alle Akteure mit einer einheitlichen, wissenschaftlich fundierten Herangehensweise diesem komplexen Thema widmen würden.
Ein Beispiel: Der Hering aus der Nordsee. Während der WWF-Fischratgeber ihn als „empfehlenswert“ („grün“) einstuft, rät die Verbraucherzentrale in ihrer „Guter Fisch Liste“ vom Verzehr ab. Der MSC sieht hierfür keinen nachvollziehbaren Grund. Die Nordsee-Heringsfischerei ist seit 2006 MSC-zertifiziert und arbeitet nachweislich nachhaltig. Die Fischerei findet im Freiwasser statt, hat wenig ungewollten Beifang und keine negativen Auswirkungen auf Bodenlebensgemeinschaften. Eine ihrer Stärken ist die solide wissenschaftliche Datengrundlage, die auf über hundert Jahren internationaler Forschung zum Nordseehering basiert. Aktuelle wissenschaftliche Daten zeigen: Sowohl die Bestandsgröße als auch der Fischereidruck liegen im „grünen Bereich“. Diese Fakten sind auch auf der unabhängigen Informationsplattform Fischbestände-Online nachzulesen (Hering: Nordsee-Herbstlaicher).
Wie das MSC-Siegel Orientierung für einen nachhaltigen Fischkonsum bietet
Nachhaltige Fischerei ist komplex und VerbraucherInnen sind einer enormen Informationsflut ausgesetzt. Umso wichtiger ist es, ihnen klare, einheitliche und wissenschaftlich fundierte Orientierung zu bieten. Und genau dafür wurde das MSC-Siegel entwickelt. Es sagt den KonsumentInnen mit einem Blick auf die Verpackung, dass das Produkt aus einer zertifizierten, nachhaltigen Fischerei stammt, die regelmäßig kontrolliert wird.
Der MSC-Umweltstandard für nachhaltige Fischerei hat den Anspruch, den langfristigen Erhalt von Fischbeständen und Lebensräumen im Meer zu sichern und stützt sich dabei ausschließlich auf wissenschaftliche Erkenntnisse. Eine MSC-Bewertung analysiert die ökologische Wirkung jeder Fischerei individuell und gilt ausschließlich für das geprüfte Fischereiunternehmen. Der anspruchsvolle Zertifizierungsprozess dauert bis zu 18 Monate und erfolgt in einem öffentlichen, transparenten Verfahren durch unabhängige Gutachter, dessen Ergebnisse zusätzlich von einem Peer-Review-College geprüft werden. Kein anderes Zertifizierungsprogramm für nachhaltige Fischerei ist so streng und qualitätsgesichert. Das verdeutlicht, dass die Empfehlungen in der „Guter Fisch Liste“ und die Bewertungen von Fischereien nach MSC-Standard auf sehr unterschiedlichen Herangehensweisen basieren.
Der MSC ist weltweit anerkannt als das strengste Programm zur Zertifizierung nachhaltiger Fischerei. Alle anerkannten Institutionen, die im Siegelbereich Orientierung liefern und Regeln für glaubwürdige Siegel entwickelt haben, bestätigen die Glaubwürdigkeit und die Effektivität des MSC. Dies stärkt neben der Rückverfolgbarkeit MSC-zertifizierter Produkte das Vertrauen in das MSC-Siegel als ein glaubwürdiges Instrument, um nachhaltig gefangenen Fisch zu identifizieren – für Verbraucher wie für Handelsunternehmen.