Der Marine Stewardship Council (MSC) ruft ein neues Programm ins Leben, um die dringend notwendige Einführung nachhaltiger Fischereipraktiken weltweit zu beschleunigen.
Etwa 500 Fischereien, oder 16 Prozent der globalen Fangmenge, sind nach dem MSC-Umweltstandard zertifiziert, dem weltweit anerkanntesten Zertifizierungsprogramm für nachhaltige Fischerei, erkennbar am blauen MSC-Siegel. Doch angesichts der zunehmenden Überfischung der Weltmeere – nach jüngsten UN-Angaben sind inzwischen fast 38% aller Fischbestände überfischt – reicht das nicht aus. Ein schnellerer und flächendeckenderer Wandel in der globalen Fischerei ist dringend erforderlich.
Hier setzt das neue Fischerei-Verbesserungsprogramm des MSC (MSC Improvement Program) an. Es bietet Fischereien über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren Unterstützung und besondere Marktanreize, wenn diese Fischereien kontrollierte Verbesserungsmaßnahmen umsetzen und ihre Umweltverträglichkeit damit auf MSC-Niveau heben.
Das neue MSC-Programm ist auch als Ergänzung zu bestehenden Fischerei-Verbesserungsprojekten (FIPs) zu sehen, die weltweit von verschiedenen Anbietern und NGOs durchgeführt werden, allerdings mit schwankender Effizienz und Effektivität. Im Gegensatz dazu gewährleistet das MSC-Fischerei-Verbesserungsprogramm, dass alle teilnehmenden Fischereien innerhalb eines festen Zeitrahmens klar definierte und kontrollierte Fortschritte erzielen. Und zwar so, dass sie nach längstens fünf Jahren ein Nachhaltigkeitsniveau erreichen, das den Kriterien des MSC-Umweltstandards in allen Punkten entspricht. Das Programm soll insbesondere auch Fischereien im Globalen Süden unterstützen.
Kathrin Runge, Leiterin des MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz erklärt: „Der MSC arbeitet weltweit mit Hunderten von Fischereien zusammen, die führend in Sachen Nachhaltigkeit sind. Jenseits dieser Fischereien gibt es jedoch zu viele andere Fischereien, die noch nicht in der Lage sind, die Umweltkriterien des MSC zu erfüllen. Mit unserem neuen Programm wollen wir speziell diese Fischereien unterstützen und motivieren, an der Verbesserung ihrer Nachhaltigkeit zu arbeiten. Mehr Nachhaltigkeit in der globalen Fischerei ist ein Muss – im Interesse der Umwelt, der weltweit vom Fischfang lebenden Menschen und Communities und unserer zukünftigen Ernährung."
Dem Start des neuen MSC-Programms ging eine vierjährige Testphase voraus. In dieser wurden sukzessive 16 Fischereien aus Südafrika, Mexiko, Indonesien, Indien, Nicaragua und Peru, sowie eine schottische Fischerei, ins Programm aufgenommen.
Die erste Fischerei, die das Programm, noch während der Testphase, erfolgreich abgeschlossen hat, ist die südafrikanische Angelruten-Fischerei auf Weißen Thunfisch. Nach Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen im Bereich Datenerhebung, Überwachung durch unabhängige Fischereibeobachter, Einführung von Bewirtschaftungsregeln und Minimierung von Beifang gefährdeter Arten, insbesondere von Seevögeln, konnte diese Fischerei im August 2024 in einem Bewertungsverfahren durch unabhängige Gutachter alle Kriterien des MSC-Umweltstandards erfüllen.
Die anderen Fischereien aus der Testphase können ihre begonnenen Verbesserungsmaßnahmen nun innerhalb des MSC-Fischerei-Verbesserungsprogramms fortsetzen.
Hat eine Fischerei im Verlauf des Verbesserungsprogramms ein geprüftes Mindestnachhaltigkeitsniveau erreicht, können Produkte dieser Fischerei auf der Verpackung mit einem Hinweis auf die Teilnahme am MSC-Fischerei-Verbesserungsprogramm gekennzeichnet werden. Sie dürfen allerdings nicht das blaue MSC-Siegel tragen, das Produkten aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei vorbehalten ist.
Anmerkungen
Aktuelle UN Daten zur Überfischung der Meere finden sich im State of World Fisheries and Aquaculture Report 2024
Die jüngste globale Bewertung von FIPs (Fischereiverbesserungsprojekten) wurde im Auftrag verschiedener Stiftungen von der Umweltberatungsagentur CEA Consulting durchgeführt.