UNTERSUCHUNGSKOMMISSION DES BRITISCHEN PARLAMENTS BESTÄTIGT POSITIVEN BEITRAG DES MSC-SIEGELS ZUM SCHUTZ DER MEERE
Berlin/London. Am vergangenen Donnerstag, dem Tag des Misstrauensvotums von Theresa May, veröffentlichte der Umweltausschuss der britischen Regierung den Abschlussbericht der Untersuchungskommission „Nachhaltige Meere“. Die Implikationen des Brexits, etwa hinsichtlich der gemeinsamen europäischen Fischereipolitik und der (nachhaltigen) Befischung britisch-europäischer Fischbestände, sind darin kein Thema – wohl aber die Gefährdung der Ozeane durch Plastik, Übersäuerung, Tiefseebergbau und Überfischung.
PARLAMENTARISCHE ANHÖRUNG ZUM MSC
Einen Themenschwerpunkt und eine eigene parlamentarische Anhörung widmete die Untersuchungskommission der Bewertung des MSC-Siegels und seiner Wirksamkeit. Der MSC, so der Abschlussbericht, bewege nachweislich viel im Kampf gegen Überfischung und für eine nachhaltigere Fischerei. „Fischereien, die sich an Umweltstandards wie die des MSC halten, und Händler, die ihr Sortiment auf zertifiziert nachhaltige Fischprodukte umstellen, spielen eine zentrale Rolle im Kampf gegen nicht-nachhaltige Fischerei“. „Der MSC Umweltstandard“, heißt es im Bericht weiter, „ist wegweisend. Er ist das strengste Zertifizierungsprogramm im Fischereisektor“. Alternative Siegel und Zertifizierungssysteme seien „nicht annähernd so umfassend und anspruchsvoll“.
Gleichwohl fordert die Untersuchungskommission den MSC auf, bei der nächsten Überarbeitung seines Umweltstandards die kritischen Themen CO2-Ausstoß von Fischereien, Shark Finning, Zertifizierungsmöglichkeiten für kleine Fischereien und Teilzertifizierungen für Fischereien, die über mehrere Flotten verfügen, zu überprüfen. Unabhängige Experten, heißt es im Bericht, sollten diesen Überprüfungsprozess begleiten.
Tatsächlich werden die genannten Themen, mit Ausnahme des Punktes „CO2-Ausstoß“, bereits in aktuellen Konsultationen und in der gegenwärtigen Standardüberarbeitung des MSC berücksichtigt. Was die spezielle Unterstützung kleiner Fischereien betrifft, hat der MSC darüber hinaus kürzlich einen neuen Förderfonds in Höhe von gut 1 Million Euro eingerichtet.
KOMMISSION HÄLT FEST: ERWARTUNGEN AN DEN MSC NICHT IMMER REALISTISCH
Die parlamentarische Untersuchungskommission hat für ihren Bericht in den vergangenen neun Monaten Einreichungen und Aussagen internationaler Wissenschaftler, Umweltpolitiker, NGOs und Industrievertreter eingeholt und bewertet.
„Der Bericht spiegelt die komplexen, oft gegenläufigen Meinungen beim Thema Fischereizertifizierung wider“, so Stefanie Kirse, Leiterin des MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz, zur Veröffentlichung des Dokumentes. „Manche sagen, der MSC-Umweltstandard lege die Messlatte zu niedrig an, andere warnen, sie sei so hoch angelegt, dass selbst die nachhaltigsten Fischereien der Welt sie nur mit Mühe erreichen können. Genau hier liegt die Herausforderung: Wir müssen hohe Anforderungen stellen, aber gleichzeitig realistisch bleiben. Denn eine Messlatte, die von vornherein unerreichbar ist, bietet auch keinen Ansporn.“
Im Hinblick auf die Erwartungen, mit denen der MSC von unterschiedlichster Seite konfrontiert wird, betont die Bericht, der MSC unterstütze den Wandel hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Meere positiv – niemand dürfe jedoch erwarten, dass eine NGO wie der MSC diesen Wandel für unsere Meere alleine bewerkstelligen könne. Hier sei vielmehr vor allem die Politik gefragt.
Pressekontakt:
Andrea Harmsen
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21 Januar 2019