Das MSC- Siegel für nachhaltige Fischerei und das ASC-Siegel für verantwortungsvolle Aquakultur sind die am weitesten verbreiteten Siegel für nachhaltige Fisch- und Meeresfrüchteprodukte im deutschen Einzelhandel. Das geht aus dem ersten ASC/MSC-Marktbericht Deutschland 2023 [1], hervor, den der Marine Stewardship Council (MSC) und der Aquaculture Stewardship Council (ASC) heute veröffentlicht haben. Der Bericht analysiert die Fischverkäufe im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in den drei gängigen Produktkategorien für Fisch und Meeresfrüchte: Tiefkühlung, Kühlung und Konserven/Marinaden.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick in diesem Faktenblatt.
Knapp zwei Drittel der verkauften Fischprodukte stammen aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei oder verantwortungsvoller Aquakultur
In den Produktkategorien Tiefkühlung, Kühlung und Konserven/Marinaden liegt der Verkaufsanteil ASC/MSC-zertifizierter Produkte am gesamten Fisch- und Meeresfrüchte-Verkaufsvolumen bei 64%.
Die Mehrheit der VerbraucherInnen greifen bei Fisch aus Tiefkühlung, Kühlung und Konserven/Marinaden zu den Eigenmarken des Handels (62% der Verkäufe sind Eigenmarkenprodukte versus 38% Markenprodukte). Beide Segmente (Eigenmarken und Markenprodukte) weisen im Durchschnitt einen ähnlichen Anteil zertifizierter Produkte auf: Eigenmarken 65% und Markenprodukte 62%.
Tiefkühlung: Absatzstärkste Kategorie für Fischprodukte hat größten ASC/MSC-Anteil
Mit 39% Verkaufsanteil ist Tiefkühlung die absatzstärkste der analysierten Kategorien für Fischprodukte im LEH. Weißfischarten (Alaska-Seelachs, Seelachs, Kabeljau, Tilapia etc.) dominieren hier die Verkäufe und laufen meist in Form von Fischstäbchen oder Schlemmerfilets über das Kassenband. Mit einem ASC/MSC-Anteil von 82% (MSC 71%/ ASC 11%) ist diese Produktkategorie in Sachen Nachhaltigkeit bereits gut aufgestellt.
In der zweitwichtigsten analysierten Kategorie Kühlung (32% Verkaufsanteil) bestimmen Herings- und Lachsprodukte mit 75% die Verkäufe (gefolgt von Krustentieren 11% und Forelle 6%). Der ASC/MSC-Anteil am Verkaufsvolumen von gekühlten Fischprodukten sinkt von 63% im Jahr 2020 auf 47% im Jahr 2022.
Positive Entwicklung bei Thunfischkonserven in puncto Nachhaltigkeit
29% des Verkaufsvolumens von Fischprodukten sind der dritten analysierten Kategorie Konserven/Marinaden zuzuordnen. Der MSC-Anteil liegt hier bei über der Hälfte (58%). Neben Fisch in Marinaden dominieren vor allem Thunfisch- und Heringskonserven die Verkäufe. Zuchtfisch kommt in dieser Kategorie – mit wenigen Ausnahmen bei Weichtieren wie Muscheln – nicht vor. Insbesondere Thunfischkonserven haben in den letzten Jahren eine beispielhafte Entwicklung hingelegt: Hier stieg der MSC-Anteil am Verkaufsvolumen von 46% im Jahr 2020 auf 61% im Jahr 2022.
Babynahrung und Tiernahrung – Herstellermarken haben Aufholbedarf
Im Bereich Tiernahrung liegt der ASC/MSC-Anteil im unteren Drittel (27% des verkauften Volumens mit Fischanteil). Hier haben die Eigenmarken des Handels mit 38% ASC/MSC-Anteil in puncto Nachhaltigkeit eindeutig die Nase vorn (versus 16% ASC/MSC-Anteil bei den Markenprodukten). Im Segment Babynahrung stammen 7% der Verkäufe mit Fischanteil aus MSC-zertifizierter nachhaltiger Fischerei. ASC-zertifizierte Produkte gibt es in diesem Segment nicht. Auffällig: Markenprodukte mit einem Verkaufsanteil von 80% bei Babynahrung mit Fisch bieten bisher gar keine MSC-zertifizierten Produkte an.
Umstellungspotenzial auf nachhaltige Rohware vorhanden
MSC und ASC appellieren an Hersteller und Handel
Ines Biedermann, Commercial Managerin beim MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz: „Wir möchten die globale Fischerei in nachhaltigere Bahnen lenken und setzen dabei auf motivierte, informierte KonsumentInnen und engagierte Unternehmen. Der Einzelhandel und Markenhersteller spielen eine Schlüsselrolle bei der Förderung einer nachhaltigen Fischerei und können auf mehreren Wegen Einfluss nehmen: Beispielsweise durch die Unterstützung branchenweiter Appelle an politische Entscheidungsträger, gemeinsame Regeln und ein nachhaltiges Management für die weltweiten Fischbestände sicherzustellen. Oder durch die konsequente Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsversprechen - das erfordert im Zweifel auch mutige Entscheidungen und den Verzicht auf das Angebot von Fisch ohne Nachhaltigkeitsbeleg.“
Anmerkungen:
[1] Verkaufsdaten von Fischprodukten im Einzelhandel in den Circana-Datenbanken (bis 2023 IRI) wurden um Informationen einer ASC- bzw. MSC-Zertifizierung anhand von Produktbarcodes ergänzt und der Anteil ASC- und MSC-zertifizierter Produkte am Verkaufsvolumen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) ermittelt. Grundlagen der Analyse: Verkäufe im Lebensmitteleinzelhandel mit einer Fläche von mehr als 200 qm (inkl. Discounter und Drogeriemärkte) in den Kategorien: Tiefkühlung (inkl. Fertiggerichte mit Hauptbestandteil Fisch) | Kühlung | Konserven/Marinaden sowie separat betrachtet Tiefkühlpizza | Gekühlte Pizza/Baguette/Sandwich |Tiernahrung | Babynahrung. Alle Angaben beziehen sich sofern nicht anders angegeben auf das Jahr 2022. Zum Bericht.