MSC-Zertifizierung belohnt die Umweltbemühungen der namibischen Fischer und öffnet die Tür zu weiteren Märkten
Die namibische Schleppnetz- und Langleinenfischerei auf Seehecht ist die erste Fischerei in Namibia und zugleich die zweite in Afrika, die die hohen Anforderungen des MSC-Umweltstandards für nachhaltige Fischerei erfüllt.
Die MSC-Zertifizierung ist das Ergebnis des gemeinschaftlichen Engagements der namibischen Regierung und der örtlichen Fischindustrie für den Wiederaufbau des örtlichen Seehechtbestands: Der Bestand war in der Vergangenheit aufgrund von Überfischung durch ausländische Flotten stark dezimiert worden1,2. Um das MSC-Siegel zu erhalten, musste die Fischerei nachweisen, dass der befischte Bestand heute wieder eine nachhaltige Größe hat, dass die Umweltauswirkungen der Fischereitätigkeit gering sind und dass es ein effektives Bestandsmanagement gibt3.
Stefanie Kirse, MSC-Programmdirektorin für Deutschland, Österreich und die Schweiz:
“Der Erfolg der namibischen Seehechtfischerei ist ein großartiges Beispiel dafür, wie der MSC gemeinsam mit Regierungen, Wissenschaftlern und der Industrie daran arbeitet, Veränderungen voranzutreiben. Rund 60 Prozent aller Fische und Meeresfrüchte werden in den Ländern des globalen Südens gefangen, wo sie eine wichtige Nahrungs- aber auch Einkommensquelle darstellen. Unser Ziel ist es, mit mehr Fischereien und Regierungen in der Region zusammenzuarbeiten. Wir hoffen, dass die namibischen Seehechtfischer anderen ein Vorbild sind.“
Schätzungen der Weltbank zufolge4, müssen die Fangmengen in afrikanischen Gewässern um mehr als 50 Prozent reduziert werden, um ein Gleichgewicht zu erreichen, das sowohl die Fischbestände schützt als auch die wirtschaftliche Rentabilität sichert.
Stärkung der namibischen Wirtschaft
Die namibische Seehechtfischerei liefert bis zu 160.000 Tonnen nachhaltig gefangenen Seehecht pro Jahr. Innerhalb der namibischen Wirtschaft ist die Fischerei der drittgrößte Sektor. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den Seehecht, der für mehr als 10.000 direkte Arbeitsplätze sorgt. Den Großteil dieser Arbeitsplätze besetzen die Frauen in der verarbeitenden Industrie: In den Fabriken rund um die Häfen, wo der Seehecht angelandet wird, säubern, filetieren und verpacken sie den Fisch für den Export. Von der MSC-Zertifizierung wird erwartet, dass sie zum weiteren Wachstum des Sektors beiträgt und zusätzliche Arbeitsplätze schafft, also der Wirtschaft und den örtlichen Gemeinden zugutekommt.
Dr. A Kawana Minister für Fischerei und Meeresressourcen in Namibia:
„Als Hüter unserer natürlichen Ressourcen liegt es in unserer Verantwortung, die Fischereien Namibias so zu managen, dass die Gesundheit und die biologische Vielfalt in den Ozeanen langfristig gesichert werden. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass unsere Fischindustrie in Übereinstimmung mit den Bestimmungen von Artikel 95(l) der namibischen Verfassung den Wert der Ressource Fisch für die heutige und zukünftige Bevölkerung Namibias maximieren kann. Wir haben hart daran gearbeitet, die Seehechtbestände, die lange Zeit überfischt waren, wieder aufzubauen. Die MSC-Zertifizierung des namibischen Seehechts ist die unabhängige Bestätigung dafür, dass unsere Bemühungen erfolgreich waren. Das ist ein deutliches Signal an Einzelhändler, Marken und Fischliebhaber in aller Welt.“
[1] The State of World Fisheries and Aquaculture 2020: Zur Erholung der namibischen Seehechtbestände; FAO SOFIA Seite 52: http://www.fao.org/3/ca9229en/ca9229en.pdf
[2] Bevor Namibia 1990 seine Unabhängigkeit erlangte, wurde der Seehecht in den namibischen Gewässern von ausländischen Flotten stark überfischt. Die jährlich gemeldete Höchstfangmenge in der Region erreichte einen Höchststand von fast 1 Million Tonnen, was zu einem Einbruch der Bestände führte. Seit der Unabhängigkeit haben die namibische Regierung und die Fischindustrie des Landes hart daran gearbeitet, die Überfischung zu beenden und den Wiederaufbau der Bestände voranzutreiben. Heute gelten die Seehechtbestände als gesund und werden auf einem nachhaltigen Niveau befischt.
[3] Im Rahmen des MSC-Bewertungsprozesses wurden außerdem 15 Verbesserungsziele in Bezug auf Bestand, Beifang und Management festgelegt, die die Fischerei innerhalb der nächsten fünf Jahre erfüllen muss, um das MSC-Siegel zu behalten.
[4] The World Bank: Africa Programme for Fisheries: „Nach den vorliegenden Schätzungen [...] müsste der Gesamtfischereiaufwand für Afrika um mehr als 50 Prozent reduziert werden, um ein gewinnmaximierendes Gleichgewicht zu erreichen, das eine zusätzliche Fangmenge von 1,9 Millionen Tonnen pro Jahr und eine Gewinnsteigerung von 1,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2012 auf 10,3 Milliarden US-Dollar jährlich ermöglichen würde."