Bekämpfung von Shark Finning ist eines der acht gewählten Themen.
Das Lenkungsgremium des Marine Stewardship Council (MSC), das Board of Trustees, gibt die Punkte bekannt, an denen es Veränderungen im weltweit anerkannten MSC-Umweltstandard für nachhaltige Fischerei geben könnte.
Unter den Themen, die dieses und nächstes Jahr überprüft, diskutiert und konsultiert werden, finden sich auch mehrere Belange, die von Umweltorganisationen, Wissenschaftlern und Vertretern der Fischereiindustrie eingereicht wurden. Die finale Themenauswahl des MSC-Lenkungsgremiums basiert auf einer detaillierten Analyse aller vorgeschlagenen Themen für mögliche Verbesserungen am MSC-Umweltstandard.
Von Shark Finning bis Ghost Fishing
Diese acht Themen werden im Rahmen der Überarbeitung des MSC-Umweltstandards berücksichtigt:
- Verbesserungen zum Schutz von gefährdeten, bedrohten und geschützten Arten
- Überprüfung bewährter Praktiken und Managementsysteme zur Bekämpfung von Shark Finning (Abtrennen von Haifischflossen und Rückwurf der flossenlosen Körper)
- Bekämpfung von sogenanntem Ghost Fishing (im Meer verlorene oder zurückgelassene Netze, in denen sich Meerestiere verfangen können)
- Eindeutige Formulierung der Anforderungen des MSC-Umweltstandards hinsichtlich des fischereilichen Einflusses auf das Ökosystem (mit dem Ziel, eine einheitliche Bewertung von Fischereien trotz verschiedener Fischereigutachter zu gewährleisten)
- Entwicklung alternativer Managementansätze für Fischereien, die mehrere Arten fangen
- Überprüfung der Bewertung von Bewirtschaftungsstrategien und anderen Praktiken des Bestandsmanagements gemäß MSC-Umweltstandard
- Unterstützung von kleinen Fischereien und Fischereien in Entwicklungsländern bei der Erfüllung der Umweltstandard-Anforderungen an ein effektives Fischereimanagement
- Bewertung, inwiefern der risikobasierte Ansatz (Risk-Based Framework) des MSC-Umweltstandards Fischereien mit begrenzter Datenlage bei der Aufnahme ins MSC-Programm unterstützt
Erste konkrete Verbesserung zum Thema Shark Finning bereits verabschiedet
„Der MSC“, so Tim Davis, Leiter Standardentwicklung beim MSC, „setzt sich entschieden gegen die grausame Praxis des ‚Finning‘ von Haifischen ein. Das Abtrennen von Haifischflossen und der Rückwurf ihrer Körper ist in MSC-zertifizierten Fischereien seit 2013 explizit verboten und zertifizierte Fischereien haben seitdem erhebliche Verbesserungen in der Bekämpfung von Shark Finning erzielt. Wir sehen jedoch auch, dass es in einigen Fällen Unregelmäßigkeiten bei der Umsetzung unserer Anforderungen gegeben hat. Dies gilt es zu ändern – wir müssen zweifelsfrei sicherstellen, dass es in MSC-zertifizierten Fischereien kein Shark Finning gibt. Wie dies zu erreichen ist, werden wir in den nächsten Monaten gemeinsam mit Umweltorganisationen und anderen Interessenvertretern diskutieren und erarbeiten.“
In einem ersten Schritt hat das Lenkungsgremium des MSC vergangene Woche eine Änderung in den Prozessregularien zur Fischereizertifizierung (Fisheries Certification Process) genehmigt: Demnach dürfen Fischereien, die in den vergangenen zwei Jahren wegen Shark Finnings verurteilt wurden, nicht MSC-zertifiziert werden oder sein. Auch nicht-verurteilte Fischereien, bei denen erst im MSC-Bewertungsprozess Belege für Shark Finning Fälle gefunden werden, können keine MSC-Zertifizierung erhalten. Diese und weitere prozessbezogene Änderungen werden im März 2020 veröffentlicht.
Darüber hinaus bleibt Shark Finning eines der eingangs zitierten acht Themen für die laufende Überarbeitung des MSC-Umweltstandards. Dabei werden sowohl eine „Fins Naturally Attached“-Politik wie auch alternative Vorschriften zur Verhinderung von Shark Finning diskutiert. „Fins Naturally Attached“ bedeutet, dass Fischereien Haie ausschließlich mit Flossen am Körper anlanden dürfen. Alternativen zu einer solchen Vorschrift sind strenge Regulierungs- und Überwachungsmechanismen, etwa durch Beobachter an Bord und/oder eine elektronische Überwachung der Schiffe.
Über den MSC-Umweltstandard und seinen Überarbeitungsprozess
Der MSC-Umweltstandard legt die Anforderungen fest, die nachhaltige Fischereien erfüllen müssen. Derzeit kommen etwa 15 % des weltweiten marinen Fischfangs aus zertifizierten Fischereien, die diese Anforderungen nachweislich erfüllen. Die Anforderungen des MSC-Umweltstandards werden regelmäßig im Rahmen des sogenannten Fisheries Standard Review (FSR) überprüft und wo nötig an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und fischereiliche Best Practice angepasst.
Die vergangene Woche festgelegten Themen zu Aktualisierungen des MSC-Umweltstandards stehen bis 2021 zur öffentlichen Konsultation. Interessenvertreter aus allen relevanten Bereichen sind eingeladen, an der Entwicklung und Diskussion von Lösungsansätzen mitzuarbeiten.
Jeder, der bei Eröffnung der Konsultation benachrichtigt werden möchte, kann sich hier für Updates registrieren.
Mit der regelmäßigen Aktualisierung seines Umweltstandards erfüllt der MSC die Richtlinien der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und die ISEAL-Leitlinien (International Social and Environmental Accreditation and Labelling) für eine glaubwürdige und vorbildliche Aufstellung von Standards im Nachhaltigkeitssektor.
Die derzeitige Überprüfung des Standards hat 2018 begonnen und läuft bis 2021. 2022 soll der aktualisierte Umweltstandard in Kraft treten.
Mehr Informationen erhalten Sie auf unserer Seite zum FSR.