In unserer neuen Reihe „5 Fragen an“ interviewen wir regelmäßig Personen aus der „Fischwelt“. In dieser Ausgabe sprechen wir mit Dr. Kristina Barz.
Sie hat an der Universität Hamburg Biologie studiert und am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven promoviert. Seit 2010 ist sie am Thünen-Institut für Ostseefischerei in Rostock für die Internetseite „Fischbestände Online“ verantwortlich.
Frau Dr. Barz, was hat es mit der Internetseite „Fischbestände Online“ auf sich?
„Fischbestände Online“ ist eine Internetseite, die umfassende und aktuelle Informationen zum Zustand von Fischbeständen und allen Aspekten zur nachhaltigen Nutzung dieser Bestände darstellt. Im Mittelpunkt stehen wilde Meeresfischbestände, die für den deutschen Markt von Bedeutung sind. Die Idee für diese Seite entstand, weil es zum Zustand von Fischbeständen und deren nachhaltiger Nutzung keine allgemeinverständliche, aktuelle, wissenschaftlich überprüfte und öffentlich zugängliche Datensammlung in deutscher Sprache gab. Daher beauftragten der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. und der Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels im Januar 2010 das Thünen-Institut mit dem Aufbau von „Fischbestände Online“. Zu den Auftraggebern gehören seit 2013 zusätzlich der deutsche Hochseefischerei-Verband e.V., der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischerei e.V. sowie der Warenverein der Hamburger Börse e.V. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.
Neben den Informationen zum Zustand der Bestände werden auch alle weiteren Aspekte, die für die Bewertung einer nachhaltigen Fischerei relevant sind, ausführlich beschrieben. Dazu gehören das Fischereimanagement und die möglichen Einflüsse der Fischerei auf die Umwelt.
Was unterscheidet Fischbestände Online von Fischeinkaufsratgebern?
Fischbestände Online ist kein Einkaufsratgeber. Die Seite versteht sich nicht als Konkurrenz zu den zahlreichen Fischführern der Umweltverbände, sondern vielmehr als deren Grundlage. Die Informationen werden vom Thünen-Institut für Ostseefischerei zusammengetragen und in der Regel jährlich aktualisiert. Basis sind vor allem die veröffentlichten Berichte von wissenschaftlichen Organisationen auf der ganzen Welt. Die wissenschaftlichen Fakten werden ausdrücklich ohne Bewertung dargestellt, weil jede Bewertung eine subjektive Abwägung verschiedener Nachhaltigkeitskriterien erfordert. Auch die Klassifikation des Bestandszustandes nach verschiedenen Kriterien ist keine Bewertung, sondern eine Einteilung in ein wissenschaftlich vorgegebenes Raster.
Wie wird das Portal angenommen und wer sind seine Nutzer?
Fischbestände Online wird von unterschiedlichen Personenkreisen genutzt. Hauptzielgruppe sind aber Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Unternehmen des Fischhandels und der fischverarbeitenden Industrie. Ihnen wollen wir den weiteren Ausbau ihrer nachhaltigen Fisch-Einkaufspolitik auf der Basis wissenschaftlich verlässlicher Informationen erleichtern.
Wir bekommen aber auch viel Feedback von anderen Nutzergruppen, wie VertreterInnen der Presse, Studierenden, Schülerinnen und Schülern, sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Was sind die Pläne für die Zukunft?
Die Hauptaufgabe ist die regelmäßige Aktualisierung der Informationen. Ein Großteil der Fischbestände muss jährlich überarbeitet werden, weil es neue Ergebnisse aus den regulären Bestandsberechnungen gibt. Diese Aktualisierungen werden möglichst zeitnah eingepflegt, eine Aufgabe, die den Großteil meiner Arbeitszeit beansprucht.
Darüber hinaus bauen wir die Datenbank natürlich kontinuierlich aus, denn der Markt verändert sich. Bisher stehen ausführliche Informationen zu über 70 Fischbeständen aus fast 30 Fischarten zur Verfügung. Zusätzlich planen wir nun nach acht Jahren Fischbestände Online im nächsten Jahr einen Relaunch der Seite mit einem moderneren Erscheinungsbild.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Auch wenn sich durch die jährlichen Aktualisierungen viele Dinge wiederholen, ist doch auch immer etwas Neues dabei. Durch das Projekt haben wir einen weltweiten Blick auf verschiedenste Fischbestände und ich konnte Kontakte zu Forschungsinstituten in aller Welt aufbauen. Wir sind inzwischen sehr gut vernetzt und es macht Spaß, sich auch mit den Kollegen in fernen Ländern über ihre Bestandsberechnungen auszutauschen.
Viel Freude macht mir auch der Kontakt mit den Nutzern der Seite. Vor allem wenn es uns gelingt, mit Hilfe von wissenschaftlichen Daten Vorurteile abzubauen und pauschale Abwertungen zu entkräften.