Viele MSC-zertifizierte Fischereien sind verpflichtet, ihr wissenschaftliches Verständnis für die Gebiete, in denen sie fischen, zu verbessern. Eine chilenische Krebsfischerei arbeitete daher mit Forschern zusammen, um ihre Fischgründe zu kartieren.
Die Fischerei auf einen Blick
Art:
Gelber Springkrebs (Cervimunida johni)
Roter Springkrebs (Pleuroncodes monodon)
Fanggerät:
Grundscherbrettnetze
Fanggebiet:
Südostpazifik (FAO-Gebiet 87)
Fakten zur Krebsfischerei in Chile
Die chilenische Krebsfischerei ist seit Anfang 2017 MSC-zertifiziert und operiert an der südlichen Zentralküste Chiles. Die Flotte besteht aus neun Schiffen, die Grundschleppnetze benutzen, um zwei Arten von Springkrebsen zu fangen.
Springkrebse werden im Englischen squat lobster genannt, sind aber keine echten Hummer, sondern kleine Krebse, die wie eine Mischung aus Krabben und Hummern aussehen und mit Porzellan- und Einsiedlerkrebsen verwandt sind. In den USA, dem größten Exportmarkt, nennt man sie wiederum Langostino. Im Deutschen werden sie auch Gelber und Roter Scheinhummer genannt.
Die Tiere wohnen in 100 bis 350 Metern Tiefe und werden schon seit den 1960er Jahren in der Region vor Chile gefischt. Die Bestände des roten Springkrebses gingen in den 80er Jahren zurück, woraufhin die Fischerei für mehrere Jahre verboten wurde. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass dies zu einer deutlichen Erholung der Bestände geführt hat.
Roter Springkrebs (Pleuroncodes monodon) und Gelber Springkrebs (Cervimunida johni)
MSC-Zertifizierung
Da die Fischerei nicht über die detaillierten Daten und Informationen zu ihrer Arbeit, den Beständen und dem Zustand des Ökosystems verfügte, die einer MSC-Bewertung üblicherweise zugrunde liegen, ihr aber ermöglicht werden sollte, sich einer MSC-Zertifizierung zu unterziehen, wurde sie anhand des für solche Fischereien entwickelten risikobasierten Ansatz (Risk Based Framework, RBF) bewertet.
Traditionell betriebene, kleine Fischereien und Fischereien in Entwicklungsländern haben oft nicht die Mittel und Ressourcen, große Mengen von Daten zu sammeln, die für eine reguläre MSC-Zertifizierung nötig sind. Daher wurde mit dem RBF ein Paket von Werkzeugen und Bewertungsindikatoren entwickelt, das datenarmen Fischereien den Zugang zum MSC-Programm ermöglicht.
Verbesserungen in der Krebsfischerei
Kartierung der Fanggründe
Um feststellen zu können, ob sie ein Risiko für gefährdete Lebensräume wie Tiefseeberge darstellt, hat die chilenische Fischerei in Zusammenarbeit mit Forschern im Jahr 2017 ihre Fanggründe kartiert.
Tiefseeberge sind Unterwasserberge, die sich vom Meeresgrund erheben. Sie haben eine felsige Oberfläche, auf der sich Korallen ansiedeln und Lebensräume für Fische und Krebse entstehen. Tiefe Meeresströmungen verlaufen über und um die riesigen Hindernisse herum. Dadurch konzentriert sich besonders viel Nahrung auf dieser Fläche, wodurch ein besonders vielfältiges Ökosystem entsteht.
Erkennung und Meldung gefährdeter, bedrohter und geschützter Arten
Um das Bewusstsein für wichtige Arten zu schärfen, die die Fischer ungewollt fangen könnten, erstellte die Fischerei Fotoleitfäden zur Identifizierung von Korallen, Schwämmen, Haien, Rochen und Seevögeln. Diese Poster sind nun auf jedem Schiff zu finden, sodass die Besatzung jeden Beifang genau melden kann.
Die Kenntnis der Arten, denen die Fischerei begegnet, ist entscheidend für das Verständnis der Auswirkungen auf die Lebensräume, in denen sie fischt.
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