In der kommerziellen Fischerei werden verschiedene Fanggeräte eingesetzt. Jede Art von Ausrüstung hat Auswirkungen auf die Meeresumwelt. Bei sorgfältiger Handhabung können jedoch nahezu alle Fangmethoden verantwortungsvoll und nachhaltig eingesetzt werden.
Mit Ausnahme der Fischerei mit Sprengstoffen und Giften kann jede Fischerei, die Fische in freier Wildbahn fängt, nach dem MSC-Umweltstandard bewertet werden. Die Auswirkungen einer Fischerei auf Lebensräume und Fischbestände werden von unabhängigen Zertifizierern begutachtet.
Die folgenden gängigen Fangmethoden werden von Fischereien im MSC-Programm verwendet. Technische Informationen und Informationen zu hier nicht aufgelisteten Fanggeräten finden Sie auf der Fanggeräte-Seite des Thünen Instituts.
> Schleppnetze
> Kiemennetze und vergleichbare Netze
> Umschließungs- und Hebenetze
> Haken und Langleinen
> Angelrutenfischerei
> Dredgen
> Sonstige
Schleppnetze
Grundschleppnetz
auch Grundscherbrettnetz oder Bottom Otter Trawl
Die Grundschleppnetzfischerei ist aufgrund ihrer hohen Effizienz beim Fang großer Mengen an Fischen weltweit verbreitet und spielt trotz vieler Kritik an den Umweltauswirkungen eine große Rolle in der Ernährung der Weltbevölkerung mit gesunden Proteinen.
Grundschleppnetze haben alle ein kegelförmiges Netz mit einem geschlossenen Ende (Steert), der den Fang aufnimmt. Die Netze werden von einem oder zwei Booten geschleppt und sind für den Fang von Fischen ausgelegt, die in großen Tiefen oder auf dem Meeresgrund leben, wie Plattfische (z. B. Scholle), Kabeljau oder Seelachs.
Wie wird mit Schleppnetzen gefischt?
Ein Grundschleppnetz besteht aus einem trichterförmigen Netzsack (1), den der sogenannte Steert (2) abschließt. Seitlich wird der Netzsack von Scherbrettern (3) getragen, die durch den erzeugten Wasserwiderstand seitlich ausscheren und so das Netz horizontal öffnen. Am Kopftau (4) sind Schwimmkörper befestigt, die für die vertikale Netzöffnung sorgen.
Die Scheuchketten, welche die in Bodennähe lebenden Fische aufscheuchen und in das Netz treiben, können auch durch vibrierende Drähte, sogenannte Jager, ersetzt werden. Um Schäden am Netz zu verhindern, sind am Grundtau rollende Gummischeiben oder Metallkugeln (5) befestigt.
An Schleppleinen (6) wird das Netz vom Schiff über den Meeresboden gezogen.
Wie wirken sich Schleppnetze auf die Meeresumwelt aus?
Während die Grundschleppnetzfischerei häufig mit dem Meeresboden interagiert und Grundscherbrettnetze den Meeresboden und die auf und in ihm lebenden Organismen erheblich beeinträchtigen können, können Veränderungen am Fanggerät und ein sorgfältiges Management der Fischereiaktivitäten die Umweltauswirkungen verringern und die Nachhaltigkeit erhöhen.
Beispielsweise gibt es Untergründe, die empfindlicher sind als andere, das Design der Scherbretter lässt sich optimieren oder leichteres Netzmaterial kann eingesetzt werden.
Es lohnt sich also, jede Fischerei hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt im Einzelfall zu beurteilen.
Twin Rig
auch Grundscherbrett-Hosennetz oder Otter twin trawl (OTT)
Das Twin Rig-Prinzip wurde für Arten entwickelt, die nahe am Meeresboden leben und eignet sich z.B. sehr gut zum Fang von Scholle.
Ein Twin Rig besteht aus zwei gleich großen Grundscherbrettnetzen, die von einem Trawler als Doppelnetz geschleppt werden. Das Twin Rig befischt zwar dieselbe Breite wie ein einzelnes Grundschleppnetz, ist dabei jedoch weniger hoch und deshalb leichter zu ziehen. Daher verbraucht es weniger Kraftstoff und hat auch weniger Auswirkung auf den Meeresboden.
Der Kraftstoffaufwand wird weiterhin durch die relativ kleinen und leichten Scherbretter (2) verringert, die dafür sorgen, dass die Netze unter Wasser offen bleiben. An Stelle eines Scherbrettes ist am mittleren Schleppkabel ein rollbares Mittelgewicht (1) befestigt.
Das Twin Rig verfügt über ein Grundtau (4) mit Gummirollen und davor laufenden Drähten (5). Durch die Kraft des Wassers vibrieren die Drähte und scheuchen die Fische so vom Meeresboden auf. Die Rollen an den Grundtauen sorgen dafür, dass das Netz über den Meeresboden hinwegrollt und diesen vergleichsweise wenig berührt.
Die Steerte, also die Endstücke der Netze (3), haben Auftrieb und schleifen nicht über den Meeresboden, da sie aus relativ leichtem Material bestehen.
Pelagisches Schleppnetz
auch pelagisches Scherbrettnetz oder Midwater Otter Trawl (OTM)
‚Pelagisch‘ stammt von dem griechischen Wort ‚Pelagos‘ ab, also Meer. Es beschreibt den uferfernen Freiwasserbereich oberhalb des Meeresbodens. Pelagische Scherbrettnetze werden also meist in der freien Wassersäule eingesetzt.
Pelagische Netze sind in der Regel größer als Grundschleppnetze, führen jedoch zu geringeren Mengen an Beifang, da meist Schwarmfische gefischt werden, die sich wenig mit anderen Arten mischen.
Pelagische Schleppnetze oder Mittelwasserschleppnetze haben einen kegelförmigen Körper und einen geschlossenen "Steert", der den Fang aufnimmt.
Sie können von einem oder zwei Booten gezogen werden (Gespannschleppnetz) und sind für den Fang von Fischen im Mittel- und Oberflächenwasser wie Hering, Hoki und Makrele ausgelegt.
Mit Hilfe akustischer Technik wird die Position und Tiefe des Zielfisches ermittelt und der Weg des Bootes/ der Boote und der Schleppnetze wird entsprechend angepasst.
Die vertikale Öffnung des Netzes kommt durch Auftriebskörper (1) am Kopftau und Gewichte am Grundtau (2) zustande. Moderne pelagische Netze kommen heutzutage ohne Auftriebskörper aus.
Bei pelagischen Scherbrettnetzen (3) berühren in der Regel weder die Scherbretter und Schleppleinen, noch Netz oder Steert (4) den Meeresboden.
Wie wirken sich pelagische Schleppnetze auf die Meeresumwelt aus?
Da Mittelwasserschleppnetze keinen Kontakt mit dem Meeresboden haben, beeinflussen sie den Meeresboden kaum negativ. Gelegentlich enthalten sie unbeabsichtigten Fang von Nicht-Zielarten (Beifang).
MSC-zertifizierte Fischereien ergreifen Maßnahmen, um den Beifang zu minimieren, indem sie bestimmte Maschenweiten, Ausschlussvorrichtungen und akustische Abschreckungsmittel wie "Pinger" verwenden.
Kiemennetze und vergleichbare Netze
Ein Kiemennetz ist eine Wand oder ein Vorhang aus Netzen, die im Wasser hängen. Der Begriff umfasst mehrere Formen, darunter stationäre Stellnetze und Treibnetze.
Stellnetz
auch Kiemennetz, Englisch: Set (anchored), Gillnet (GNS)
Stellnetze werden durch Leinen, an denen Schwimmer (1) und Gewichte (2) befestigt sind, wie ein Volleyballnetz senkrecht unter Wasser gehalten. Je nachdem welche Fischart man fangen möchte, bringt man das Netz mit Hilfe von Ankern auf dem Meeresgrund (3) aus oder hält es weiter oben in der Wassersäule verankert (4).
Je nach Zielart werden verschieden große Maschenweiten verwendet, so dass die Fische mit den Kiemen in den Maschen hängen bleiben. Das Netz wird meist aus feinem Nylongarn gewebt, das unter Wasser fast unsichtbar ist. Oft werden mehrere Stellnetze hintereinander ausgebracht.
Treibnetze
Treibnetze (auf Englisch Driftnets) sind in ihrer Funktion den Stellnetzen sehr ähnlich. Statt jedoch die Netze mit Bojen und Ankern in Position zu halten, werden Treibnetze hinter einem treibenden Schiff hergezogen.
Wie wirken sich Kiemennetze auf die Meeresumwelt aus?
Kiemennetze haben im Allgemeinen nur geringe Auswirkungen auf die Meeresumwelt und beeinträchtigen den Meeresboden nur minimal. Die Größe der gefangenen Fische kann durch die Maschengröße bestimmt werden, was dazu beiträgt, den Fang von Jungfischen zu vermeiden.
Auch wenn bestimmte Fischarten gezielt gefangen werden können, besteht bei Kiemennetzen das Risiko des Beifangs (versehentlicher Fang unerwünschter Arten) und der Interaktion mit anderen Meerestieren. Je nach Maschengröße und Fanggebiet kann es zu Beifang von Meeressäugern oder Seevögeln kommen, wofür MSC zertifizierte Fischereien gute Vermeidungsstrategien vorlegen müssen. Außerdem müssen Kiemennetzfischereien häufig Verbesserungen vornehmen, um das MSC-Zertifikat zu erhalten, wie etwa eine verstärkte Überwachung durch unabhängige Beobachter. Auch die Fanggeräte können modifiziert werden, und einige Fischereien verwenden so genannte "Pinger": an den Netzen angebrachte akustische Alarme, die Meeressäuger abschrecken.
1992 verboten die Vereinten Nationen Treibnetze mit über 2,5 Kilometern Länge, da sie oft zu Beifang an Meeressäugern und Seevögeln führten und bei Verlust im Wasser unkontrolliert weiterfischten – ein Phänomen, das als „Geisterfischerei“ bekannt wurde. Wie bei allen anderen MSC-Bewertungen auch, wird bei Treibnetzen kontrolliert, wie die Fischer dem Verlust der Netze vorbeugen und wie hoch der anfallende Beifang ist.
Umschließungs- und Hebenetze
Ringwade
Englisch: Purse Seine (PS)
Ringwaden werden im offenen Ozean eingesetzt, um Schwarmfische wie Thunfische, Heringe oder Makrele zu fangen.
Ringwaden haben je nach gewünschter Fischart unterschiedliche Größen und Maschenweiten und können zum Teil einen ganzen Schwarm umschließen. Eine Schwimmleine (1) hält den oberen Teil des Netzes immer an der Oberfläche.
(a) Das Netz wird meist mithilfe eines kleineren Beibootes ringförmig um einen Fischschwarm ausgelegt.
(b) Das besondere an Ringwaden ist deren Zugleine (2), mit der das Netz vom Boot aus am unteren Ende zugezogen werden kann. Gleichzeitig wird die Schwimmleine verkürzt, so dass der Fischschwarm in dem sich zusammenziehenden Netz eingeschlossen ist und auch durch abwärts schwimmen nicht entkommen kann.
(c) Nach dem einschließen wird der Fang samt Netz an Deck geholt oder am Bord gepumpt.
Wie wirken sich Ringwadennetze auf die Meeresumwelt aus?
Die Ringwadenfischerei in offenen Gewässern gilt allgemein als eine effiziente Form des Fischfangs. Sie kommt nicht mit dem Meeresboden in Berührung und verzeichnet geringen Beifang von unerwünschten Arten.
Ringwaden werden oft zusammen mit sogenannten Fischsammlern eingesetzt, die dabei helfen einen Fischschwarm im offenen Ozean zu lokalisieren. Bei dieser Fangmethode kann der Beifang allerdings höher ausfallen.
Strandwade
Englisch: Beach Seine (SB)
Strandwaden eignen sich sowohl für küstennahe Bereiche als auch für das flache Wasser und man fängt mit ihnen Arten, die nahe des Gewässerbodens oder weiter oben in der freien Wassersäule leben.
Snurrewade
auch Danish Seiners (SDN)
Bodennah lebende Fische wie Kabeljau oder Plattfische können mit Snurrewaden gefangen werden.
Dazu werden die Fische umzingelt und in einen Netzbeutel getrieben, der dem des Grundschleppnetzes ähnelt. Im Vergleich zu einem Grundschleppnetz hat eine Snurrewade geringere Auswirkungen auf den Meeresboden, da keine Scherbretter eingesetzt werden und der Netzsack und die Schleppleinen nur kurz über den Boden geschleppt werden. Auch der Kraftstoffaufwand ist generell geringer als in der Grundschleppnetzfischerei.
(a) Die Fischer bringen zunächst eine Boje (1) aus, an der eine der beiden Schleppleinen (2) befestigt ist. Dann beschreibt der Kutter einen großen Kreis um die frei schwimmende Boje und legt das Netz (3) hinter den Fischen aus. Wieder bei der Boje angekommen, wird diese mit Hilfe der Schleppleine wieder auf den Kutter geholt.
(b) Während einer kurzen Vorwärtsfahrt zieht sich der Netzsack zusammen und
(c) kann samt Fischschwarm an Bord gehievt werden.
Langleinen
Wie der Name schon sagt, wird bei der Langleinenfischerei eine lange Leine als Hauptleine von einem Schiff aus ausgebracht. An der Hauptleine sind in bestimmten Abständen Leinen mit beköderten Haken angebracht. Langleinen können je nach Zielart auf dem Meeresboden oder in der Wassersäule eingesetzt werden.
Bodenlangleine
auch Grundlangleine oder Set Long Line (SLL)
Bodenlangleinen gehören zu den ältesten passiven Fanggeräten und können auf unebenem und rauem Meeresboden eingesetzt werden, wo andere Fanggeräte nicht mehr zum Einsatz kommen.
Eine Bodenlangleine besteht aus einer langen Hauptleine (1), an der kurze Nebenleinen (2) mit beköderten Haken (3) befestigt sind. Meist werden die Haken mit Fischködern, manchmal aber auch mit künstlichen Ködern bestückt.
Zum Ausbringen der Langleine wird der erste Anker gesetzt und das Schiff dampft voraus, wobei die restliche Leine mit den Haken über das Heck ausgelassen wird. Beide Enden der Langleine werden verankert und mit Bojen (4) kenntlich gemacht.
Bodenlangleinen werden mit Gewichten so eingestellt, dass sie in ganzer Länge am Grund liegen. Die Leine wird nicht in einer geraden Linie ausgebracht, sondern der Bodenstruktur und Tiefe angepasst. Nach bis zu 24 Stunden wird die Langleine wieder eingeholt.
Zum Einholen der Leine kann ein GPS-Gerät eingesetzt werden, um die exakte Position der Leine wiederzufinden. So kann der Kutter die Linie der Bodenleine nachfahren und sie einholen, ohne diese unnötig über den Meeresgrund zu schleppen, wodurch Schaden am Fanggerät und am Meeresboden minimiert wird. An Deck wird die Leine durch eine Maschine geführt, die den Fang automatisch vom Haken streift.
Wie wirken sich Langleinen auf die Meeresumwelt aus?
Ohne sorgfältiges Management kann es bei der Langleinenfischerei zu unbeabsichtigten Interaktionen mit Nicht-Zielfischen, Seevögeln und anderen Meeresbewohnern kommen. Um MSC-zertifiziert zu werden, müssen sie daher häufig ihre Überwachungsprogramme verbessern und die Interaktionen mit Nicht-Zielarten eindämmen.
Die MSC-zertifizierte Langleinenfischerei im Südpolarmeer auf Schwarzen Seehecht führte Maßnahmen ein, um den Seevögelbeifang zu verringern. Sie brachten zusätzliche Gewichte an die Langleine an, damit diese schneller sinken. Andere Fischereien passen ihre Fangzeiten an, um Interaktionen mit gefährdeten, bedrohten und geschützten Arten (ETP) zu vermeiden.
Sorgfältige Datenerfassung und Vorschriften gewährleisten nachhaltige Fänge, wie sie von allen MSC-zertifizierten Langleinenfischern nachweislich befolgt werden.
Angelrutenfischerei
Englisch: Pole and Line
Handangel
auch Handleine und Angelrute oder Englisch: Hand Lines and Pole Lines (hand operated), (LHP)
Angeln ist eine Fangmethode, mit der Thunfisch und andere große pelagische Arten (Mittelwasser) einzeln gefangen werden. Handangeln bestehen aus einfachen Ruten mit Angelschnüren und Haken. Sie werden – wie der Name vermuten lässt – mithilfe reiner Muskelkraft vom Heck eines Fangschiffes aus bedient.
Wenn die Fischer einen Schwarm von Zielfischen orten, versprühen sie von der Rückseite des Fischereifahrzeugs Wasser und streuen kleine Köderfische (z. B. Sardinen) auf die Wasseroberfläche, um die Illusion eines aktiven Schwarmes von Beutefischen zu erzeugen. Dieser Vorgang, der als Anfüttern bezeichnet wird, versetzt die Zielfische in einen Fressrausch, in dem sie alles anbeißen, was sie sehen.
Die Angler reihen sich entlang der Rückseite des Bootes auf, jeder mit einer handgeführten Holz- oder Glasfaserstange, an der eine kurze Schnur und ein widerhakenloser Haken befestigt sind. Die Ruten waren früher aus Holz oder Bambus und sind heute meist aus modernen, leichten Materialien wie Fiberglas.
Sobald ein Fisch am Haken hängt, wird er über den Kopf des Anglers hinweg auf das Deck geschleudert. Da die Haken keine Widerhaken haben, flutscht der Fisch von der Angel direkt auf das Bootsdeck. Für große Tiere müssen zwei bis drei Fischer gemeinsam anpacken.
Wie wirken sich Handangeln auf die Meeresumwelt aus?
Fischerei mit der Handangel hat keinerlei Bodenauswirkungen und ist im Normalfall sehr selektiv. In einigen Gebieten kann es jedoch zu unerwünschtem Beifang an Haien kommen.
MSC-zertifizierte Angelfischereien, wie zum Beispiel die maledivische Angelfischerei auf Echten Bonito, haben einen geringen Beifang und fischen mit nachhaltigen Fangquoten, so dass die Fischpopulationen gesund bleiben.
Schleppangel
auch Troll Line (LTL) Für diese Methode des Angelns werden mehrere beköderte Angelschnüre (1) an seitlichen Auslegerbäumen (2) von einem Fahrzeug durch das Wasser geschleppt. Für diese Methode eignen sich kleine offene Boote genauso wie große Spezialschiffe. Die Länge der Angelschnüre ist so bemessen, dass die Haken konstant nahe der Oberfläche oder in einer bestimmten Wassertiefe gezogen werden. Der am Haken hängende Fang wird manuell oder mechanisiert mit Winden an Bord gezogen. Um den ruckartigen Zug der Beute zu dämpfen, sind federnde Materialien in die Angelschnüre eingearbeitet.
Dredgen
Dredgen, bestehend aus einem starren Rahmen mit einem Metallkorb oder Netzbeutel, werden über den Meeresboden geschleppt. Sie werden hauptsächlich in der Muschelfischerei eingesetzt, um z. B. Jakobsmuscheln, Austern und Venusmuscheln zu fangen.
Die genaue Konstruktion von Dredgen variiert je nach Zielart. Hydraulische Dredgen setzen Wasserstrahler ein, um die Muscheln vom Meeresboden zu lösen. Durch die Verwendung spezieller Maschenweiten und Fluchtfenster wird die Selektivität im Fang erhöht.
Muschel-Dredge
auch Bootdredge oder Boat Dredge (BD)
Der Aufbau der Muscheldredge für den Miesmuschelfang (1) kann sich regional leicht unterscheiden. Ein Muschelkutter im Niedersächsischen Wattenmeer zieht üblicherweise zeitgleich vier Muscheldredgen, zwei links und zwei rechts vom Schiff. Um die Netze vor Abrieb zu schützen, ist die Unterseite aus eisernen Kettengliedern. Zudem verhindert die sogenannte Schlickrolle (2) das Eindringen der Dredgen in den weichen Wattboden.
Der geringe Anteil von Beifang in der Muschelfischerei setzt sich je nach Fanggebiet hauptsächlich aus Seepocken, Seesternen und Krebsen zusammen. Diese Arten kommen zahlreich im Wattenmeer vor und vermehren sich schnell. Im Wattenmeer wird der Fang von Miesmuscheln durch große Gezeitenunterschiede bestimmt: Miesmuscheln aus trockenfallenden Bereiche des Watts können zum Beispiel nur bei Flut gefischt werden.
Die Fangaktivitäten richten sich also vorrangig nach Ebbe und Flut und nicht nach der Tageszeit. Darüber hinaus wird das Fischen stark von der Strömung und Witterung bestimmt. Bei Sturm und Seegang „springen“ die Dredgen, womit der Muschelfang unmöglich wird.
New-Bedford-Dredge
eine Art Bootdredge oder Boat Dredge (BD)
Wir beschreiben hier den Dredgentypus „New-Bedford-Dredge“, wie er in Kanada zum Fang von Tiefsee-Scallops eingesetzt wird.
Ein Schiff zieht typischerweise zwei Dredgen hinter sich her – eine links und eine rechts hinter dem Schiff. Die New-Bedford-Dredge rutscht auf gleitenden „Schuhen“ (1) an der vorderen Rahmenöffnung über den Meeresboden. Eine Querstange und ein Paar Rollen (2) sind so vor der Öffnung angebracht, dass das Fanggerät sich nicht in den Boden eingräbt.
Die sich nähernde Dredge wird von den Tiefsee-Scallops als Gefahr wahrgenommen. Ihrem Fluchtinstinkt folgend, bewegen sie sich aufwärst und landen deshalb im Fangbeutel der Dredge. Die Unterseite des Netzes ist aus Stahlringen gemacht, die mit Kettengliedern zusammen gehalten werden. Tiere, die kleiner als der Innendurchmesser der Stahlringe im Netzbeutel sind, fallen durch die Ringe hindurch.
Die Oberseite des Beutels besteht aus Netzmaterial mit größeren Maschen (3), die Jungfischen die Flucht ins Freie ermöglichen.
Wie wirken sich Dredgen auf die Meeresumwelt aus?
Die Umweltauswirkungen von Dredging sind je nach Art des Sediments auf dem Meeresboden und dem dortigen Lebensraum sehr unterschiedlich. Daher gibt es oft strenge Vorschriften für die Art der zugelassenen Dredgen und die Häufigkeit, mit der sie in einem bestimmten Gebiet eingesetzt werden dürfen.
MSC-zertifizierte Dredgenfischereien führten Maßnahmen ein, um die Auswirkungen auf die Lebensräume des Meeresbodens zu minimieren. Dazu gehören:
- die Begrenzung des Gebiets, in dem Dredgen eingesetzt werden dürfen,
- der Ersatz herkömmlicher Dredgen durch leichtere Dredgen und
- die Einführung von Ausschlussvorrichtungen für Felsbrocken, um den Verlust von Lebensräumen zu verhindern.
Sonstige
Fangkörbe und Fischfallen
Fangkörbe und Fischfallen bestehen meist aus Holz, Drahtgeflecht oder Kunststoff und werden zum Fang von Krebstieren wie Hummern und Krabben eingesetzt. Obwohl Größe und Form der Fallen variieren können, verfügen alle über einen kegelförmigen Eingangstunnel, durch den eine Krabbe oder ein Hummer mit einem Köder angelockt wird, aber nicht entkommen kann.
Körbe und Fallen werden oft für etwa 24 Stunden auf dem Meeresboden ausgebracht, bevor sie an Bord geleert und erneut mit Ködern bestückt werden. Sie können einzeln ausgebracht werden oder auch in Flotten, für die mehrere Fallen an einem langen Seil befestigt sind.
Wie wirken sich Fangkörbe und Fischfallen auf die Meeresumwelt aus?
MSC-zertifizierte Fischereien, wie z. B. die Hummerfischerei in der Normandie und auf der Insel Jersey, setzen Fallen ein, aus denen zu kleine Hummer durch die Maschenwände entkommen können. Außerdem gibt es Fluchtfenster, die verhindern, dass sich größere Meerestiere wie Seelöwen auf der Suche nach Muscheln verfangen. Aufgrund der MSC-Zertifizierung ging der Seelöwenbeifang der westaustralischen Felsenhummerfischerei auf Null zurück.
Fischrad
auch Fish Wheel
Fischräder werden schon seit über hundert Jahren ausschließlich zum Fang von Lachs in Flüssen eingesetzt.
Die Körbe (1), meist zwei, manchmal auch drei, sind als Rad auf einem Floß befestigt, welches im Flussbett verankert ist, und drehen sich mit der Wasserströmung. Die Lachse werden auf ihrer flussaufwärts Wanderung aus dem Wasser geschöpft, wenn der Korb unter Wasser ist, und rutschen über eine Rampe (2) in die seitlichen Aufbewahrungsbecken (3), während der Korb sich durch die Luft dreht.
Wie wirkt sich das Fischrad auf die Meeresumwelt aus?
Der Einsatz dieser Fangmethode muss durch ein nachhaltiges Fischereimanagement reglementiert werden, da sie zwar sehr selektiv, aber auch sehr effektiv ist. Das Fischrad ist sehr schonend zu den Lachsen und wird daher in der jüngeren Vergangenheit auch für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt.
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Was haben wir bisher erreicht?
Seit 20 Jahren sind der MSC, Wissenschaftler, Partner der Handelskette und Konsumenten Teil eines gemeinsamen Bestrebens für die nachhaltige Fischerei.
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