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Von: Ernesto Jardim

Dr. Ernesto Jardim ist Leiter des Bereichs Fischereistandards beim Marine Stewardship Council.


Die richtigen Anreize setzen

Ein neu erschienener Forschungsbericht sagt aus, dass sich unsere Ozeane bis 2050 umfangreich erholen können, aber dafür müssten - so Ernesto Jardim, Leiter für den Bereich Fischereistandards beim MSC - die richtigen Anreize gesetzt werden, um die Menschen dazu zu bringen, das Richtige zu tun

“Wir managen keine Fischereien – wir setzen Anreize für menschliches Verhalten.”

Dr. Ernesto Jardim, Leiter des Bereichs Fischereistandards

Marine Stewardship Council (MSC)

Die jüngst in der Zeitschrift ,Nature‘ veröffentlichten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bis 2050 eine substanzielle Erholung der Meeresflora und -fauna möglich ist. Diese Erkenntnis ist eine dringliche Erinnerung daran, dass wir unsere Ozeane für künftige Generationen schützen können.

Die Erholung unserer Ozeane ist wirtschaftlich sinnvoll – und sie dient zugleich auch als moralischer Imperativ. Vorhersagen zufolge wird die Erholung von Fischbeständen auf globaler Ebene die Fischereierträge um 15% erhöhen und zu zusätzlichen Einnahmen von 53 Milliarden Dollar für die Fisch- und Seafood-Industrie führen – so die Forschungsergebnisse. Das sollte Anreize schaffen, selbst diejenigen, die bislang wenig Interesse an gesunden Meeren zeigen, dafür zu begeistern.  

Der Forschungsbericht erkennt die Bedeutung MSC-zertifizierter Fischereien und Lieferketten für die Erholung der Meere an. Gleichzeitig verweist er auf die Notwendigkeit, den Klimawandel einzudämmen und die Umweltverschmutzung zu reduzieren.

Annähernd jede zertifizierte Fischerei setzt Verbesserungen um

Trotz erheblicher Verbesserungen in den letzten zwei Jahrzehnten ist ein Drittel aller Fischbestände immer noch überfischt. Der MSC setzt sich für nachhaltiges Leben in den Meeren ein, indem wir mit unseren Standards, unserem Programm und unserem Siegel Anreize schaffen, das Verhalten von Menschen zu ändern: von den Fischern über die Fischverarbeiter bis hin zu den Verbrauchern. Und es geht erfolgreich voran: Die überwiegende Mehrheit – gut 90 Prozent - der zertifizierten Fischereien setzen aufgrund der Zertifizierungsauflagen Verbesserungen um. Derzeit stammen etwa 15 Prozent des weltweiten Wildfangs aus MSC-zertifizierten Fischereien.

Die Forderung der Autoren des Forschungsberichts nach einer weltweiten Steigerung der Qualität und Quantität von nachhaltig gefangenem Fisch und Meeresfrüchten kommt gerade zur rechten Zeit. Ich bin zuversichtlich, dass wir Menschen es schaffen können, unseren Ozeanen ihre Vitalität zurück zu geben. Sowohl aus ökologischer Perspektive, als auch aus Sicht der Ernährungssicherheit. Dieser Forschungsbericht sagt mir, dass ein Erreichen dieses ehrgeizigen Ziels in meinen Lebzeiten in unserem eigenen Ermessen liegt. Wir alle haben die Wahl.

Die vielen MSC-zertifizierten Fischereien und die vielen Verbraucher, die beim Kauf von Fischprodukten nach dem kleinen blauen Fisch Ausschau halten, geben mir weiterhin Hoffnung.

Duarte, C.M., Agusti, S., Barbier, E. et al. Rebuilding marine life. Nature 580, 39–51 (2020)