Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) gab heute die aktuellen Bestandsbewertungen für die Ostsee bekannt. Nach Auswertung der neuesten Daten zu Bestandsgröße, Nachwuchsrate und Wachstumsstatus, sieht es nicht gut aus für Heringe und Heringsfischer der hiesigen Ostsee: Die Bestandsgröße des Heringsbestandes in der westlichen Ostsee liegt nach den neuen ICES Empfehlungen im kritischen Bereich, also unter dem ICES Referenzwert für einen gesunden Bestand. Schuld daran ist vor allem die weiterhin schwache Nachwuchssituation, die keine Besserung zum Vorjahr aufzeigt. Für die Ostsee Fischer bedeutet dies, dass sie ihre Fangmengen im kommenden Jahr erneut senken müssten. Im Hinblick auf „maximal nachhaltige Erträge“ empfielt der ICES sogar, die Heringsfischerei in der westlichen Ostsee vorübergehend ganz einzustellen. Mit dem Ziel, ihr MSC-Siegel behalten zu können, hatten sich die deutschen Ostsee Heringsfischer bereits im vergangenen Jahr massiv für eine deutliche Senkung der Fangmengen eingesetzt und die EU-Quotenverhandlungen positiv in dieser Entscheidung beeinflusst. Derzeit sind alle deutschen Ostsee-Heringsfischer MSC-zertifiziert oder in Bewertung. Der MSC Umweltstandard schließt jedoch die Befischung von Beständen, die keine nachhaltige Größe haben und in ihrer natürlichen Regeneration beeinträchtigt ist, aus. Die vom MSC Programm vorgesehenen Schritte zur Überprüfung der Fischereien im Licht der neuen ICES Informationen werden nun umgehend eingeleitet. „Gemeinsam mit Fischereien und Politik müssen wir dafür sorgen, dass sich der Heringsbestand der westlichen Ostsee erholt“, so Stefanie Kirse, Leiterin des MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Für die unmittelbar bevorstehende Matjes-Saison hat dies noch keine direkten Folgen: Der Hering, der ab Mitte Juni als Matjes auf die Teller kommt, wurde größtenteils in der Nordsee gefangen. Dem dortigen Bestand geht es besser als dem hiesigen Ostsee-Hering, auch wenn er vergleichbare Probleme mit dem Nachwuchs hat und der Internationale Rat für Meeresforschung auch hier eine deutliche Reduzierung der Fangmengen in 2019 empfiehlt.