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Alle MSC-zertifizierten Fischereien arbeiten nachhaltig und müssen alle 28 Anforderungen des MSC-Umweltstandards nachweislich erfüllen. Wo es dennoch Potential für Verbesserungen gibt, erhalten zertifizierte Fischereien sogenannte Auflagen. Diese müssen sie innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums umsetzen. Zertifizierungsauflagen sind eine übliche Vorgehensweise, z. B. auch in der Biozertifizierung. Sie sind ein integraler Bestandteil des MSC-Programms und ein wichtiger Hebel für weitere kontinuierliche Verbesserungen auch bei bereits nachhaltig arbeitenden, zertifizierten Fischereien. 

Das Vorurteil, Fischereien würden vorschnell zertifiziert, entspringt einer falschen Auffassung davon, wie Zertifizierungsprogramme – und speziell MSC – funktionieren.

Die MSC-Zertifizierung folgt klar definierten Regeln und Prozessen und alle Anforderungen des MSC-Umweltstandards müssen ausnahmslos erfüllt werden, damit eine Zertifizierung erfolgen kann. 

Die Anforderungen, die Fischereien für eine MSC-Zertifizierung erfüllen müssen, wurden von über 200 Experten weltweit entwickelt und entsprechen einem breiten wissenschaftlichen Konsens darüber, was nachhaltige Fischerei beinhalten muss. Alle anerkannten Institutionen, die im Labelbereich Orientierung liefern und Regeln für glaubwürdige Siegel entwickelt haben, bestätigen die Glaubwürdigkeit und die Effektivität des MSC.

Zertifizierungsauflagen: wichtiger Impulsgeber für Verbesserungen

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Jede Fischerei, die das MSC-Siegel trägt, erfüllt alle Kriterien des MSC-Umweltstandards. Dennoch gibt es einen Spielraum: den Spielraum zwischen einer soliden Nachhaltigkeit und internationaler "Best Practice", zwischen gut und sehr gut. Wo immer sich solch ein Spielraum auftut, wird eine Fischerei mit Auflagen zertifiziert - damit auch gute Fischereien noch besser werden.

Zertifizierungsauflagen sind ein effektiver Hebel, um nachhaltige Fischereipraktiken zu unterstützen und voranzutreiben. 90 Prozent der Fischereien, die die MSC-Bewertung erfolgreich bestanden haben, erhalten Zertifizierungsauflagen, die sie in einem vorgegeben Zeitraum erfüllen müssen.

Seit der Gründung des MSC haben MSC-zertifizierte Fischereien über 2000 messbare Verbesserungen in unseren Meeren bewirkt: Schutz von Seevögeln und sensiblen Lebensräumen, weniger Beifang, mehr Forschung, mehr Schutzgebiete, bessere Kontrollen und effektiveres Management. Viele dieser Verbesserungen erzielten die Fischereien durch die Erfüllung ihrer Zertifizierungsauflagen innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Zertifizierung.

Wie werden Zertifizierungsauflagen definiert?

1. Der Fischbestand hat eine gesunde Größe
2. Der Lebensraum Meer wird geschont
3. Es gibt ein wirksames Fischereimanagement

Diesen drei Prinzipien sind insgesamt 28 konkrete Nachhaltigkeitsindikatoren zugeordnet. Für jeden dieser Indikatoren vergeben die unabhängigen Gutachter Punkte.

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Die Höchstpunktzahl, die in einem Indikator erreicht werden kann, sind 100 Punkte. 100 Punkte werden in der Zertifizierungspraxis allerdings nur sehr selten vergeben, da die MSC-Bewertung jegliche Auswirkungen auf die Umwelt mit Punktabzug belegt und es im Prinzip keine Fischerei ohne ökologische Auswirkungen gibt. Denn wenn wir marine Ressourcen für die menschliche Ernährung nutzen wollen, lässt sich eine Beeinträchtigung des befischten Ökosystems nicht vermeiden – genau wie in der Aquakultur oder in der Land- und Viehwirtschaft. Ziel muss es daher sein, Umweltauswirkungen auf ein akzeptables Maß zu reduzieren – und das fordert der MSC-Umweltstandard. 

Um zertifiziert zu werden, muss eine Fischerei:

  • in keinem einzigen Indikator eine Bewertung von unter 60 Punkte erzielen. 60 Punkte entsprechen den Mindestanforderungen an nachhaltige Fischerei – allerdings mit Verbesserungsbedarf und -potenzial.
  • eine durchschnittliche Punktzahl von 80 Punkten insgesamt über alle 28 Indikatoren hinweg erreichen. 80 Punkte entsprechen globaler „Best Practice“;
  • eine durchschnittliche Punktzahl von 80 Punkten innerhalb jedes der drei Prinzipien erreichen (sprich: überdurchschnittlich gute Bewertungen in einem Prinzip können unterdurchschnittliche Bewertungen in einem anderen Prinzip nicht ausgleichen)

Erzielt ein Indikator eine Bewertung zwischen 60 und 79 Punkten, so muss diese Unterperformance also durch eine entsprechende Überperformance über 80 Punkte in den weiteren Indikatoren im selben Prinzip ausgeglichen werden, um den Durchschnitt mindestens auf die erforderlichen 80 Punkte zu heben. Bewertungen eines Indikators zwischen 60 und 79 Punkten haben außerdem zur Folge, dass die Zertifizierung nur unter Auflagen zur Verbesserung in diesem Bereich erfolgen kann. Die Fischerei muss Maßnahmen ergreifen, um nach einem Übergangszeitraum von in der Regel fünf Jahren eine Bewertung mit 80 oder mehr Punkten zu erzielen. Anhand solcher Zertifizierungsauflagen hat der MSC bisher über 2000 einzelne Verbesserungen erzielt.

Beispiel: Die zertifizierte Fischerei Exmouth Gulf Prawn in Westaustralien, hat in den Indikatoren 2.3.1 und 2.3.3 „Schutz und Management von bedrohten Arten“ mit einem Punktwert von 70, respektive 65 abgeschnitten. Sie hat eine Zertifizierungsauflage erhalten, die von der Fischerei verlangt, den Schutz von Sägerochen und Seeschlangen sicherzustellen. Im zweiten Jahr der Zertifizierung konnte die Auflage geschlossen werden, nachdem die Fischerei mit Hilfe der zuständigen Fischereibehörde den Fischern an Bord Identifikationshilfen bereitstellen konnte und klare Handlungsanweisungen einführte, was zu tun ist, wenn eine dieser gefährdeten Arten angetroffen wird. 

Verbesserungen im Vorfeld einer Zertifizierung

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Hinzu kommen all jene Verbesserungen, die Fischereien schon im Vorfeld ihres Bewertungsprozesses umgesetzt haben, um überhaupt eine Chance auf eine erfolgreiche Zertifizierung zu haben.

Viele Fischereien durchlaufen eine anonyme Vorbewertung, bevor sie sich für oder gegen den aufwändigen Zertifizierungsprozess entscheiden. Diese Vorbewertung gibt ihnen eine belastbare Einschätzung darüber, wie sie in Bezug auf die MSC-Anforderungen abschneiden. In den Zertifizierungsprozess selbst, der mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist, begeben sie sich die meisten Fischereien erst, wenn sie wissen, dass ein Scheitern unwahrscheinlich ist. Das ist vergleichbar mit der Führerscheinprüfung, die man in der Regel auch erst dann macht, wenn man genügend Fahrstunden genommen hat oder der TÜV-Prüfung, die man in der Regel auch erst dann macht, wenn der Mechaniker vorher die bestehenden Mängel am Auto beseitigt hat.

Während die Vorbewertung vertraulich zwischen Gutachter und Fischerei ist, ist die Vollbewertung ein öffentlicher und transparenter Prozess, an dem sich alle Interessengruppen, wie z.B. Naturschutzorganisationen, beteiligen können.

Der MSC erfährt nur von den Ergebnissen der Vorbewertungen, wenn Fischereien zustimmen, diese zu veröffentlichen. 76-95 Prozent der Fischereien, die zwischen 1997 und 2015 eine Vorbewertung durchlaufen und das Ergebnis offen gelegt haben (insgesamt 147) hatten wenig Aussicht auf eine erfolgreiche Vollbewertung. 
Dies erklärt einerseits, warum die meisten Zertifizierungsprozesse erfolgreich verlaufen: Fischereien wissen vor der Vollbewertung ziemlich genau wo sie stehen und was sie verbessern müssen. Es verdeutlicht andererseits, dass die überwiegende Mehrzahl der Fischereien teils umfassende Verbesserungen vornehmen muss, um sich für eine erfolgreiche Zertifizierung nach den strengen MSC-Anforderungen zu wappnen. 

Globaler Kontext für globale Organisation

Der MSC hat den strengsten globalen Standard zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Fischereien. Die Anforderungskriterien, die Fischereien für eine MSC-Zertifizierung erfüllen müssen, wurden von über 200 Experten rund um den Globus entwickelt. Sie entsprechen den Vorgaben des „Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Fischerei“ sowie den „Leitlinien für die Vergabe von Umweltsiegeln für Fisch und Fischereierzeugnisse“ der FAO Sowohl die Anerkennung durch die Global Sustainable Seafood Initiative (GSSI) als auch durch die Internationale Allianz für Soziale und Ökologische Akkreditierung und Kennzeichnung ISEAL bestätigt, dass der MSC als einziger globaler Umweltstandard für Fischerei international anerkannten Standards in Bezug auf Glaubwürdigkeit, Transparenz und Effektivität umfänglich entspricht.

Mehr zum MSC und seinen Erfolgen:

Forschung und Wissenschaft beim MSC

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Mehr als 200 Wissenschaftlerinnen sowie Expertinnen und Entscheidungsträgerinnen aus Fischerei, Industrie und Umweltschutz entwickelten zusammen den MSC Umweltstandard.

Das hat der MSC bisher bewirkt

Das hat der MSC bisher bewirkt

Als gemeinnützige Organisation zum Schutz der Meere und Fischbestände will der MSC die weltweite Fischerei durch ein Zertifizierungsprogramm in nachhaltigere Bahnen lenken.

Fragen zum MSC

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Unsere FAQs geben Dir Antworten zu nachhaltiger Fischerei, Fangmethoden wie Grundschleppnetzen, befischten Arten wie Thunfisch, Lachs sowie zu beigegefangenen Arten wie Delfin oder Hai