Klimawandel, Plastikmüll, Überfischung. Die Ozeane stecken in Schwierigkeiten. Doch wie kann man die Fortschritte bei der Überwindung dieser Krise beschleunigen?
Fast die Hälfte (48%) der 225 Teilnehmer einer hochkarätig besetzen Online-Diskussion zum diesem Thema sind der Ansicht, dass dafür eine nachhaltige Beschaffungspolitik der effektivste Weg sei. Das geht aus einem aktuellen Bericht hervor, in dem die Perspektiven von mehr als 200 NGOs (Nichtregierungsorganisationen), Forschungseinrichtungen, Fachleuten der Fischindustrie und anderen Experten aus 31 Ländern zusammengefasst sind.
Die Teilnehmer diskutierten die Idee eines "Pariser Abkommens für die Ozeane" und kamen zu dem Schluss, dass die nationalen Regierungen dabei entscheidende Akteure sind; ohne ihre Beteiligung wären effektive Fortschritte bei SDG 14 unmöglich.
Der Bericht, Accelerating Progress on Healthy and Productive Oceans, fasst jene Perspektiven zusammen, die während des SDG Leadership Forums for goal 14: Life under Water geteilt wurden, einer Online-Diskussion, die von GlobeScan, Nomad Foods und dem Marine Stewardship Council (MSC) veranstaltet wurde. Der Bericht nennt Hindernisse und mögliche Maßnahmen auf dem Weg zur Erreichung der ehrgeizigen Ziele für 2020 und der Fristen für 2030. Sie sind im Ziel 14 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDG14) festgelegt.
Der Bericht war Thema des jährlichen Seafood Futures Forum des MSC, das gestern auf der Seafood Expo Global in Brüssel stattfand. Er liefert Diskussionsstoff, was als Nächstes auf die Branche zukommt und wie auf die Ergebnisse des Berichts aufgesetzt werden kann.
In dem Papier greifen die Teilnehmer drei besonders problematische Themen auf, die unsere Ozeane gefährden: Klimawandel, Umweltverschmutzung und Überfischung.
Um Fortschritte bei der Bewältigung dieser Probleme und der Umsetzung der SDG 14 zu erzielen werden folgende Schritte hervorgehoben:
Verbraucher ansprechen: Während Verbraucher am meisten über die Umweltverschmutzung und ihre Auswirkungen besorgt sind, machen sich Experten am meisten Sorgen über den Klimawandel und die Überfischung. Das Forum war sich einig, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass das "Leben unter Wasser" von der Realität der meisten Menschen weit entfernt ist und dass sich die Medien in jüngster Zeit auf das Thema Plastikmüll konzentrieren. Die Teilnehmer stimmten darin überein, dass klarere Botschaften und lokale Maßnahmen erforderlich sind, um ein stärkeres Engagement seitens der Verbraucher, aber auch seitens der Regierungen und des Privatsektors zu bewirken. Um das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und eine stärkeres Dringlichkeitsempfinden zu schaffen, braucht es eine gemeinsame Sprache sowie das Herunterbrechen größerer Probleme, damit diese leichter zu verstehen und anzugehen sind.
Überwindung einer Tragik des Gemeinguts: Das Ausmaß der Ozeane ist gigantisch und sie zu schützen eine grenzüberschreitende Aufgabe. Auf dieser Basis verwundert es nicht, dass sich niemand direkt verantwortlich fühlt, sich der Probleme anzunehmen. Ein klassisches Allmende-Dilemma.
NGOs, Wohltätigkeitsorganisationen und Interessengruppen werden von Verbrauchern als diejenigen angesehen, die am meisten zum Schutz der Meere beitragen, gefolgt von Zertifizierungsorganisationen und großen Unternehmen oder Marken. Nur jeder Zehnte sieht in den nationalen Regierungen den am meisten Beitragenden. Doch die internationale Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen wird als entscheidend für den Fortschritt angesehen (wobei Regierungen eine Schlüsselrolle zukommt). Dazu gehören die Förderung globaler Vereinbarungen, der Datenaustausch und die gemeinsame Finanzierung.
Unterstützung der Entwicklungsländer: 81% der Diskussionsteilnehmer sind der Meinung, dass der Fischkonsum der entwickelten Welt nicht zu Lasten der Entwicklungsländer gehen darf. Die Teilnehmer sehen auch hier politisches Handeln als Grundpfeiler für den Erfolg. Um festzustellen, welche Unterstützung erforderlich ist, seien Gespräche zwischen Industrie- und Entwicklungsländern erforderlich. Alle Teilnehmer sind sich einig, dass Technologie bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit eine Schlüsselrolle spielen und zur Verbesserung der Steuerung, Überwachung und Zusammenarbeit zwischen den Akteuren beitragen wird.
Die Einschätzung von Rupert Howes, MSC-Chief Executive: "Unsere Ozeane sind in Schwierigkeiten. Wenn wir die ehrgeizigen Ziele der SDG 14 erreichen wollen, müssen wir die Bereitstellung praktikabler Lösungen drastisch skalieren. Während die Reaktion auf die unmittelbare Bedrohung durch den globalen Klimawandel entmutigend ist, kann die Überfischung behoben werden. Wir wissen, was das Problem ist und wie man es löst. Der jüngste SOFIA-Report 2018 hat gezeigt, welche fantastischen Fortschritte in den USA, im Nordostatlantik und anderswo erzielt wurden, um den Rückgang der weltweiten Fischbestände umzukehren und die Zahl der überfischten Bestände zu verringern. Die Herausforderung besteht nun darin, diesen Erfolg in den Entwicklungsländern zu wiederholen, woher 73 % der weltweiten Fische und Meeresfrüchte stammen und wo sich der Zustand der Bestände weiter verschlechtert. Wir sind entschlossen, mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten, um das Engagement der Fischereien in den Entwicklungsländern signifikant zu steigern und sie auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen.“
9 Mai 2019